Die wohl schönste Sache beim Pflanzenanbau ist es, den Pflanzen beim Wachsen zu zuschauen. Wenn aus dem kleinen Samenkorn endlich ein Pflänzchen durch die Erde stößt und dieses dann langsam größer und größer wird…. Oder eben nicht. In unserem Artikel Mangelerscheinungen beim Grow Makronährstoffe haben wir ausführlich über die häufigsten Mängel, Mängel der Makronährstoffe, gesprochen. Hier wollen wir uns nun mit den selteneren, aber nicht weniger gefährlichen Mangelerscheinungen beim Grow von Mikronährstoffen beschäftigen.
Hallo, mir fehlt was!
Zu unserem Glück kommunizieren unsere Pflanzen mit uns. Zwar stumm, aber deutlich sichtbar. Bei Makronährstoffmängeln treten die Anzeichen meist an den unteren Blättern zuerst auf und wandern dann höher.
Bei Mangelerscheinungen von Mikronährstoffen hingegen, sieht man Verfärbungen und Verformungen oft zuerst an den Blattspitzen. Unsere Aufgabe ist dann nur noch, zu erkennen, was genau der Pflanze fehlt und wie wir ihr helfen können.
Hier finden Sie die Symptome der wichtigsten Mangelerscheinungen beim Grow Mikro, zusammen mit einer kleinen Notfall Soforthilfe Anleitung, damit Ihre Pflanzen hoffentlich bald wieder auf dem Damm sind.
Pflanzen Vorsorge
Besser als Mangelerscheinungen beim Grow zu beheben, ist natürlich, sie zu vermeiden. Damit beginnen Sie am besten schon bei der Basis. Wählen Sie ein hochwertiges Substrat für Ihren Anbau. Diese enthalten bereits alle wichtigen Spurenelemente und wertvolle Nährstoffe, die Ihre Pflanze braucht. Ansonsten können Sie Ihr Grow Medium mit Kompost zusätzlich verbessern.
Ein weiterer wichtiger Punkt, sind die richtigen Werte. Wenn Sie regelmäßig den pH- und EC-Wert kontrollieren, behalten Sie einen guten Überblick über den Nährstoffhaushalt Ihrer Pflanzen. Auch sollten die einzelnen Pflanzen regelmäßig nach Auffälligkeiten kontrolliert, das heißt untersucht, werden. Achten Sie außerdem auf richtiges Gießen und die richtige Dosierung Ihrer Düngemittel.
Je besser Sie Ihre Pflanzen kennen, desto früher können Sie Mangelerscheinungen beim Grow und Krankheiten erkennen.
Bormangel
Bor ist, einfach gesagt, am Aufbau der gesamten Pflanze, sei es Stämme, Blätter, Pollen oder Samen beteiligt. Außerdem unterstützt das Element die Aufnahme des Makronährstoffs Kalzium.
Einen Bormangel erkennt man an braunen nekrotischen Flecken an jungen Blättern und verformtem Wuchs eben dieser. Neue Blätter kringeln sich ein, rollen sich nach unten, oder wachsen anderweitig fehlerhaft.
Ein Bormangel ist leicht zu verwechseln mit einem Kalziummangel, der sich ebenfalls mit nekrotischen Flecken zeigt. Wichtig ist hier zu unterscheiden, dass der Bormangel nekrotische Flecken zwischen den Blattadern bildet, der Kalziummangel hingegen punktierte Verfärbungen.
Was tun?
Wie bei allen Mangelerscheinungen beim Grow sollte zuerst der pH-Wert überprüft werden. Oft besteht gar nicht wirklich ein Mangel des Nährstoffs, die Pflanze kommt bloß nicht an ihn heran. Ist der pH-Wert nicht im optimalen Bereich kann die Pflanze nämlich auch vorhandene Nährstoffe nicht aufnehmen.
Den pH-Wert können Sie am einfachsten mit pH-Regulatoren einstellen. Optimal ist ein Wert zwischen 6,0 und 7,0 für den Anbau auf Erde, beim Anbau in Hydrosystemen zwischen 5,5 und 6,5.
Bor benötigt Stickstoff, Kalzium und Kalium, um überhaupt von der Pflanze verarbeitet werden zu können. Achten Sie also auf eine optimale Düngung und beachten Sie dabei das Düngeschema der Herstellfirma. Am besten fangen Sie vorsichtig erst mit 20% der empfohlenen Menge an. Beobachten Sie Ihre Pflanze genau und erhöhen Sie die Dosis vorsichtig.
Falls es sich tatsächlich um einen Bormangel handelt und Sie mit Zusätzen arbeiten möchten, empfehlen wir Ihnen diesen hier.
Wir raten davon ab, Bor isoliert zuzugeben, da man das Spurenelement schlecht dosieren kann und die Gefahr besteht, dass ein Borüberschuss andere Nährstoffe blockiert.
Eisenmangel
Eisen ist, obwohl nur als Spurenelement in der Pflanze enthalten, ein absolut wichtiger Nährstoff. Er arbeitet nämlich tatkräftig an der Bildung von Chlorophyll mit und sorgt somit dafür, dass die Pflanze Photosynthese betreiben kann. Außerdem unterstützt Eisen die Aufnahme von Stickstoff, was, wie wir wissen, ein elementarer Makronährstoff für das Wachstum der Pflanze ist.
Es gilt also einen Eisenmangel frühzeitig und richtig zu identifizieren. Wie viele Mangelerscheinungen beginnt jedoch auch der Eisenmangel mit einer Chlorose, sprich einer Gelbverfärbung der Blätter. Dabei bleicht das Blatt immer weiter aus, während die Venen grün bleiben.
An dieser Stelle ist nun wichtig zu wissen, dass bei einem Mangel an Eisen die Chlorose an den jüngsten und frischesten Trieben, also am Kopf der Pflanze, beginnt. Die meisten anderen Mängel beginnen an der Basis der Pflanze, oder in der Mitte.
Gründe für eine Eisen Mangelerscheinung beim Grow können zum Beispiel ein falscher pH-Wert, falsche Bewässerung, oder Überdüngung sein.
Was tun?
Bei akuten Mangelerscheinungen hilft es, zuerst eine Spülung durchzuführen. Diese schwemmt alle überschüssigen Mineralien aus dem Substrat und gleicht den pH-Wert aus. Danach können Sie mit Ihrem Düngeschema weiter machen wie zuvor. Halten Sie sich genau an die Angaben der Herstellfirma und überprüfen Sie regelmäßig den pH-Wert. Starten Sie zuerst, wenn nötig, mit einer niedrigeren Dosierung.
Auch Eisenchelat aufgesprüht auf die betroffenen Blätter kann helfen, damit sie wieder grün werden. Dies ist jedoch nur eine kurzfristige Lösung und hilft jeweils nur dem behandelten Blatt.
Kalziummangel
Kalzium benötigt die Pflanze zum Aufbau von Stängel und Stielen, sowie Zellwänden und Wurzelhaaren. Außerdem ist er der Stressmanager der Pflanze und sorgt, zum Beispiel bei zu hohen Temperaturen, für einwandfreie Abläufe.
Einen Kalziummangel erkennt man zuerst an gelben und bräunlichen Flecken auf den Blättern. Neue Blätter werden kleiner und kringeln sich nach Innen. Außerdem wirkt sich der Mangel drastisch auf die Wurzeln aus, deswegen ist schnelles Handeln gefragt.
Was tun?
Auch hier gilt wie immer, den pH-Wert fest im Blick behalten. Dieser sollte, je nach Anbauform, im Bereich zwischen 6,0 und 7,0 liegen. Tut er das nicht, können Sie ihn mit Hilfe von pH-Regulatoren anpassen. Im Notfall, und im Anbau auf Erde, hilft eine Spülung des Substrats mit klarem Wasser.
Um den Mangel auszugleichen können Sie zu einem Kalzium Zusatzstoff greifen. Da Kalziummangel oft in Kombination mit Magnesiummangel auftritt, gibt es dafür spezielle Kombi-Produkte, die beide Nährstoffe enthalten, sogenannte Cal-Mag Produkte, wie zum Beispiel dieses hier.
Kupfermangel
Fehlt der Pflanze Kupfer äußert sie das mit verwelkten Blättern und deutlich eingeschränktem Wachstum. Vor allem die vielfarbigen Verfärbungen sind ein deutliches Zeichen eines Kupfermangels. Die Blätter bekommen einen rötlichen kupferfarbigen Schimmer, oft auch weiß, oder blau.
Kupfermangel ist gefährlich für die Pflanze, braucht sie das Spurenelement doch für ihren Stoffwechseln und den Aufbau ihres Gerüsts.
Was tun?
Kupfermangel ist oft auf einen falschen pH-Wert des Gießwassers zurückzuführen. Im Notfall hilft da erst einmal eine Spülung des gesamten Substrats mit pH-neutralem Wasser. Anschließen kann der ideale pH-Wert neu eingestellt werden.
Wenn die vermeintlichen Ursachen beseitigt sind, können Sie mit Ihrem Düngeschema weiter machen. Falls Sie den Mangel doch mit einem Zusatzstoff ausgleichen möchten, raten wir zu diesem hier.
Viele Grower:innen beheben den Mangel auch einfach mit Kupfermünzen im Gießwasser, oder einem Kupfernagel im Substrat.
Wir raten davon ab, Kupfer isoliert zuzugeben, da man das Spurenelement schlecht dosieren kann und die Gefahr besteht, dass ein Kupferüberschuss andere Nährstoffe blockiert. Dies gilt auch für Kupfermünzen und -nägel – eine Dosierung ist nicht möglich.
Magnesiummangel
Magnesium ist ein Nährstoff, den die Pflanze für die Photosynthese und zur Bildung von Chlorophyll benötigt. Ein Mangel tritt seltener bei Pflanzen im Freien, aber bei solchen in Innenräumen und Hydroponik Systemen auf.
Der Mangel zeigt sich durch gelbliche Verfärbungen an den unteren Blättern. Danach beginnen die Blätter sich nach Innen einzudrehen. Ein eindeutiges Zeichen für einen Magnesiummangel sind rote Stängel. Wenn ein Magnesiummangel nicht behandelt wird, kann er sich schnell über die ganze Pflanze ausbreiten.
Was tun?
Einem Magnesiummangel kann mit Bittersalzen entgegengewirkt werden. Allerdings sollten Sie sich vorher absolut sicher sein, dass es sich um einen Magnesiummangel handelt, ansonsten verschlechtern Sie den Zustand Ihrer Pflanze damit. Wir empfehlen einen Teelöffel Bittersalz auf 5 Liter Wasser und damit eine Spülung des Mediums.
Bittersalz eignen sich besonders gut auch für die Behandlung in Hydrokulturen. Beim konventionellen Anbau können Sie auch zu entsprechenden Zusatzstoffen greifen. Da Magnesiummangel häufig in Kombination mit einem Calciummangel auftritt, gibt es entsprechende Kombi-Produkte, um diesen Mängeln entgegenzuwirken.
Wichtig ist, den pH-Wert zu überprüfen und anzupassen. Ist er nicht im richtigen Bereich, können Ihre Pflanze auch die zu Hilfe kommenden Nährstoffe nicht aufnehmen.
Schwefelmangel
Ein Schwefelmangel tritt nur äußerst selten auf, aber wenn, kann er fatale Schäden an der Pflanze verursachen und sogar zu ihrem Absterben beitragen. Das gefährliche an diesem Nährstoffmangel ist außerdem, dass seine Anzeichen einem Stickstoffmangel ähneln und so schwer zuzuordnen ist.
Wie beim Stickstoffmangel zeigt sich der Schwefelmangel mit einer deutlichen gelben Verfärbung der Blätter. Der Unterschied ist jedoch, dass die Verfärbungen beim Schwefelmangel vom Blattstil ausgehen, beim Stickstoffmangel hingegen beginnt das Ausbleichen der Blätter an den Blattspitzen.
Was tun?
Wie bei jeder Mangelerscheinung beim Grow gilt auch hier, zuerst den pH-Wert zu überprüfen und richtig einzustellen. Bei einem falschen pH-Wert kann die Pflanze keine Nährstoffe aufnehmen.
Der fehlende Schwefel kann in Form von Bittersalz, Kaliumsulfat oder Gips zugegeben werden, alles Stoffe, die viel Schwefel enthalten. Beim Anbau auf Erde sollte Gips nur bei einem pH-Wert unter 5,5 verwendet werden, andernfalls ist es schädlich für die Pflanze.
Falls es sich tatsächlich um einen Schwefelmangel handelt und Sie mit Zusätzen arbeiten möchten, empfehlen wir Ihnen diesen hier.
Gesunde Pflanzen
Im besten Fall werden aus unseren Samen rundum gesunde und kräftige Pflanzen, ganz ohne Mängel. Aber auch wenn es bei aller Pflege immer mal wieder zu einer Mangelerscheinung beim Grow kommen kann, sollten wir natürlich alles dafür tun, dass es nicht passiert, oder dass sie wenigstens schnell wieder behoben wird.
Ich hoffe, Sie haben hier eine kleine Übersicht der möglichen Mängel, oder die Sofort-Hilfe gefunden, die Sie gesucht haben. Vermutlich möchten Sie jetzt erst mal schnell den pH-Wert Ihrer Pflanzen überprüfen gehen. Falls Sie dafür noch ein geeignetes Messgerät suchen, schauen Sie doch mal hier.
Wenn Sie danach noch weiterlesen möchten, finden Sie hier Teil 1 der Mangelerscheinungen beim Grow und hier alles über den EC-Wert.
Ansonsten wünschen wir Ihnen einen mangelfreien Grow und viel Spaß beim Kennenlernen!