Weltweit gibt es rund 30.000 Wildbienenarten, aber nur 9 Honigbienenarten. Letztere leben ausschließlich in einem Bienenstock, während Wildbienen ihre Nester meist unter der Erde bauen. Wenn die Honigbienen im Frühling meist noch ihre Winterruhe halten, sind Wildbienen, die weitaus resistenter gegen Wetter und Temperaturen sind, bereits unterwegs. Letztere steuern im Übrigen immer nur eine Pflanzenart an, während Honigbienen blütenstet sind. Das bedeutet, dass sie zur nächsten Art weiterziehen, wenn der Nektar aufgebraucht ist. Das waren nun schon 3 interessante Fakten über Bienen – wir haben aber noch mehr Erstaunliches zu berichten.
Die Biene – ein Steckbrief
Wissenschaftlicher Name: Apiformes oder Anthophila
Familie: Aoidea
Ordnung: Hautflügler
Arten: ca. 30.000, davon 9 Honigbienenarten
Körpergrößen: je nach Art zwischen 1,5 und 40 Milimetern
Herkunft: Es wird vermutet, dass Bienen ursprünglich aus den tropischen und subtropischen Gebieten Afrikas und Asiens stammen. Die frühesten Bienenarten entwickelten sich vor rund 100 Millionen Jahren, also während der Kreidezeit.
Lebensräume: nahezu alle Lebensräume der Welt, darunter gemäßigte Zonen, Gebirgsregionen, Wüsten, Savannen, tropische Regenwälder, bei uns leben Bienen in Wäldern, auf Wiesen, in Gärten, auf Feldern und in Städten, Wildbienen bevorzugen Totholz, Erdböden, Steinfugen, Pflanzenstängel etc.
Lebenszeit: Königinnen werden bis zu 5 Jahre alt, Arbeiterinnen zwischen 4 Wochen und 6 Monaten, Drohnen nur wenige Wochen (sie sterben nach der Paarung)
Nahrung: Erwachsene Bienen ernähren sich von Nektar (Energiequelle) und Pollen (Eiweißquelle), Larven werden mit Pollenbrei gefüttert.
Natürliche Feinde: Vögel, Säugetiere wie Dachse und Bären, Insekten wie Hornissen, Wespen, Parasiten wie Varroa-Milbe, Menschen
10 Fakten über Bienen
Dass ein Bienenstock komplex aufgebaut ist, dass sich alles um die Bienenkönigin dreht, die für den Nachwuchs zuständig ist und dass Bienen ihren Stock mit ihrem Leben verteidigen, sind Fakten, die uns nicht neu sind. Aber vielleicht kennen Sie folgende Fakten noch nicht:
- Fakt 1: Bienen tanzen, wenn sie kommunizieren
Dass Bienen einen Tanz aufführen, wenn sie Informationen weitergeben wollen, wurde erst in der Neuzeit entdeckt und zwar vom österreichischen Zoologen Karl von Frisch. Er erhielt für diese Entdeckung 1973 den Nobelpreis für Physiologie und Medizin. Dabei gibt es zwei Arten von Bienentanz:
- Beim Rundtanz, auch Kreiseltanz genannt, läuft die Biene in engen Kreisen abwechselnd nach links und rechts. Dieser Tanz signalisiert, dass eine Futterquelle vorhanden ist, die in einer Entfernung von unter 100 Metern liegt.
- Der Schwänzeltanz wird ebenfalls eingesetzt, wenn Futter gefunden wurde, allerdings ist dies dann weiter als 100 Meter entfernt. Die Biene läuft in einer achtförmigen Bewegung und vibriert dabei mit dem Hinterleib. Die Dauer und Intensität zeigen an, wie ergiebig die Nahrungsquelle ist. Und auch die Richtung wird bei dem Tanz angegeben und zwar durch den Winkel der Schwänzelachse zur Lotrichtung. Liegt diese bei 0° ist die Futterquelle direkt zur Sonne, liegt sie 60° rechts, ist sie entsprechend 60° rechts von der Sonne, liegt sie bei 180° ist die Futterquelle entgegengesetzt der Sonne zu finden.
Je schneller der Tanz, umso näher ist die Nahrungsquelle. Zusätzliche Informationen werden während des Bienentanzes durch Duftstoffe, Flügelschläge und Vibrationen gegeben.
- Fakt 2: Wildbienen bestäuben effektiver als Honigbienen
Schon allein die Tatsache, dass es mehr Wildbienenarten als Honigbienenarten gibt zeigt, dass sie effektiver bestäuben, wenngleich Honigbienen wirtschaftlich wichtiger sind (größere Artenvielfalt = größere Vielfalt bei der Bestäubung). Weitere Punkte sind:
- Während Honigbienen den Pollen nur in den Pollenhöschen transportieren, nutzen Wildbienen mehrere Körperteile dafür, etwa die Bauchbürsten oder die Beinhaare. Somit übertragen Wildbienen bei jedem Blütenbesuch mehr Pollen.
- Ist das Wetter schlecht, bleiben Honigbienen in ihrem Stock, während Wildbienen auch bei leichtem Regen, kühlem Wetter und Winter unterwegs sind.
- Einige Bienenarten, wie zum Beispiel die Hummeln, nutzen die sogenannte Buzz-Pollination, auch als Vibrationsbestäubung bekannt. Sie erzeugen durch Flügelschläge Vibrationen, um Pollen aus schwer zugänglichen Blüten zu lösen.
- Wildbienen können aufgrund ihrer Vielfalt unterschiedliche Blütenformen bestäuben, die für Honigbienen nur schwer zugänglich sind.
- Wildbienen fliegen oft zielstrebiger und besuchen dadurch mehr Blüten in kürzester Zeit.
- Fakt 3: Bienen haben 5 Augen
Bei Bienen kennen wir natürlich die Facettenaugen, die 2 großen Augen, die sich seitlich des Kopfes befinden. Die Augen bestehen aus bis zu 6.000 Ommatidien (Einzelaugen), mit denen die Biene ein Mosaikbild der Umgebung erhält. Dadurch kann sie Bewegungen erkennen, sich im Raum orientieren und auch Musterungen und Blütenfarben wahrnehmen.
Mit bloßem Auge kaum zu erkennen sind die 3 Stirnaugen, auch Ocellen genannt, die sich in einer Dreiecksform auf der Stirn der Biene befinden. Mit ihnen nimmt das Insekt die Lichtintensität wahr, sie helfen bei der Orientierung am Himmel und bei der Flugstabilität. Zudem können die Bienen schneller auf Helligkeitsveränderungen, zum Beispiel bei Gefahren, reagieren
- Fakt 4: Bienen können die Farbe Rot nicht erkennen
Bienen haben ein sogenanntes trichromatisches Farbspektrum. Das ist zwar ähnlich wie bei uns Menschen, aber mit anderen Farbrezeptoren ausgestattet. Während wir Rot, Grün und Blau unterscheiden können, sehen Bienen neben Grün und Blau auch den ultravioletten Farbbereich. Somit können Bienen die Farbe Rot nicht erkennen und sehen stattdessen Grau- bzw. Schwarztöne.
Die Fotorezeptoren im Bienenauge sind nicht auf langwelliges Licht wie Rot, das im Bereich zwischen 620 und 750 Nanometern (nm) liegt, ausgelegt. Ihre Rezeptoren sind spezialisiert auf UV-Licht (300 bis 400 nm), blaues Licht (400 bis 500 nm) und grünes Licht (500 bis 600 nm). Evolutionär hat sich diese Farbsystem entwickelt, weil es optimal für die Blütenbestäubung ist. Die meisten Pflanzen, die von Bienen bestäubt werden, reflektieren UV, Blau und Gelbgrün – und eben nicht Rot.
- Fakt 5: Bienen können einen Schwips bekommen
Dass eine Hummel nicht immer so elegant fliegt und oft aussieht, als würde sie torkeln, haben Sie sicherlich schon einmal gesehen. Aber Bienen können tatsächlich „einen über den Durst trinken“. Dies kann an vergorenem Nektar liegen, der bei Hitze oder durch Mikroorganismen anfängt zu gären und dann Ethanol freisetzt, oder durch fermentierte Früchte, die besonders in heißen Klimazonen zu finden sind. Überreife und faulende Früchte werden durch Gärung ebenfalls alkoholhaltig.
Bienen besitzen – wie wir auch – ein zentrales Nervensystem, das auf Neurotransmitter wie Dopamin und Serotonin reagiert. Ethanol beeinflusst bei Bienen ähnliche neurologische Prozesse wie beim Menschen. Je nachdem, wie viel „Alkohol“ die Biene zu sich genommen hat, kann sie sich bei kleinen Mengen relativ schnell wieder erholen, während zu viel Vergiftungen und auch den Tod nach sich ziehen kann.
Wenn Bienen betrunken sind, äußert sich dies durch einen torkelnden Flug, durch den Verlust der Orientierung, durch Koordinationsprobleme beim Landen und Starten und durch Gedächtnisstörungen. So können sich die Insekten beispielsweise weniger gut an den Weg zu einer Nahrungsquelle erinnern. Will eine „betrunkene“ Biene in den Stock zurück, wird sie von den Wächtern abgewiesen, denn der Zutritt für alkoholisierte Bienen ist verboten. Dadurch wird der Stock vor Vergiftungen geschützt.
- Fakt 6: Elefanten flüchten vor dem Summen von Bienen
Was kann eine Biene einem Elefanten schon anhaben? Zwar haben Elefanten eine dicke Haut, allerdings nicht überall. Besonders empfindlich sind zum Beispiel die Ohren, die Augenpartie und der Rüssel. Das bedeutet, dass Stiche an diesen Stellen für Elefanten sehr schmerzhaft sein können. Somit ist bereits das Summen für die Dickhäuter ein Warnsignal, das ihnen sagt, hier lieber zu verschwinden.
Der Mensch hat diese Angst clever eingesetzt. So werden etwa in Indien in der Nähe von Bahngleisen Lautsprecher aufgestellt, aus denen das Summen von Bienen ertönt, wenn sich ein Zug nähert. Dadurch soll ein Zusammenstoß von Zügen mit Elefanten vermieden werden. Und auch in Afrika ist man erfinderisch und nutzt sogenannte Bee Fences. Diese Bienenzäune werden von Bauern um ihre Felder herum eingesetzt. An den Zäunen werden Bienenstöcke befestigt, die durch Drähte miteinander verbunden sind. Berührt ein Elefant nun einen Draht, geraten die Bienen in Aufregung und beginnen zu summen – ein unmissverständliches Zeichen für den Elefanten, den Rückzug anzutreten.
- Fakt 7: Bienen können Sprengstoff riechen
In verschiedenen Studien hat man herausgefunden, dass Bienen bestimmte Chemikalien wie TNT, Dynamit oder RDX „erschnüffeln“ können. Dabei erfolgt das Training durch die Verknüpfung von Gerüchen mit einer Zuckerbelohnung. Riechen die Insekten den Sprengstoff, strecken sie reflexartig ihren Rüssel aus. Sensoren können diese Bewegung erkennen und lösen so Alarm aus. Einsatzgebiete sind zum Beispiel Grenzkontrollen, die Flughafensicherheit oder auch Minensuche. Eingesetzt werden und wurden Bienen dabei etwa von der University of Georgia oder der EU im Zuge des Projekts „Stealthy Insect Sensor Project“. Die Insekten wurden sogar darauf trainiert, Drogen und chemische Kampfstoffe zu erkennen.
Die Vorteile gegenüber Spürhunden sind unter anderem die Kostenfrage (Bienen sind günstiger als Spürhunde), das deutlich schnellere Training (Bienen können in nur wenigen Minuten trainiert werden) und die hohe Sensitivität. Nachteile sind dagegen die geringe Lebensdauer, die Umweltbedingungen (Bienen reagieren empfindlich auf extreme Temperaturen und auf Feuchtigkeit) und die begrenzte Reichweite.
- Fakt 8: Bienen erzeugen Wärme durch Zittern
Die Muskulatur von Bienen hat eine wichtige Aufgabe: Sie ist dafür zuständig, dass durch Kontraktionen Wärme entsteht. Dies benötigen einzelne Bienen, wenn sie fliegen möchten. Vor dem Flug zittern sich die Insekten somit auf eine Körpertemperatur von 30 bis 35 Grad, denn nur dann können sie auch fliegen.
Genauso wichtig ist das „Zittern“ im Winter, denn dadurch wird der Bienenstock auf einer konstanten Temperatur gehalten. Dabei hängen sich die Bienen zu einer Traue zusammen. Ganz im Innern befinden sich die Königin und die Brut. Die Bienen sitzen dicht gedrängt zusammen, wobei sich die äußeren Bienen eng um die inneren legen. Durch diese aktive Wärmeerzeugung bleibt die Temperatur der Traube konstant bei 26 bis 35 Grad. Damit die äußeren Bienen nicht erfrieren, wechseln die Insekten immer wieder durch.
Im Frühling und Sommer gibt es im Stock sogenannte Heizbienen. Diese haben die Aufgabe, die Brutzellen auf einer konstanten Temperatur von 35 Grad zu halten. Dazu kriechen sie mit ihrem Thorax direkt in die Brutzelle und beginnen mit dem Muskelzittern.
Übrigens können Bienen die Temperatur im Bienenstock auf +/- 5° genau regulieren.
- Fakt 9: Die längste Reise von Bienen führte sie bis ins All
Nicht nur Affen oder Hunde haben bereits den Kosmos besucht, auch Bienen wurden bereits auf Weltraumflüge mitgenommen. Dabei wollten Wissenschaftler herausfinden, wie sich die Insekten in Schwerelosigkeit verhalten und ob sie dort weiterhin wichtige Aufgaben wie die Bestäubung erfüllen können. Dabei wurde folgendes festgestellt:
- Zu Beginn hatten die Bienen Schwierigkeiten, in der Schwerelosigkeit zu fliegen, konnten sich nach einiger Zeit aber anpassen und letztlich in geordneten Bahnen fliegen.
- Der für die Kommunikation wichtige Schwänzeltanz war jedoch gestört und funktionierte nicht richtig, da dieser auf Schwerkraft basiert. In der Schwerelosigkeit war er verlangsamt oder gar unkoordiniert. Somit konnten sie sich schlecht bis gar nicht über Nahrungsquellen austauschen.
- Der Bau von Waben war ebenfalls stark beeinträchtigt, da Bienen vertikale Strukturen bauen, was nur in der Schwerkraft möglich ist. In der Schwerelosigkeit fehlte diese Orientierungshilfe.
Historische Weltraummissionen mit Bienen waren der Flug von Apollo 16 im Jahr 1972 und der Flug des Space Shuttles Columbia (STS-107) von 2003.
- Fakt 10: Für 1 Glas Honig legen Bienen 100.000 Kilometer zurück
Ein herkömmliches Honigglas hat im Schnitt 500 Gramm Inhalt. Für diesen Honig müssen Bienen weit reisen, denn um all diesen Honig zu produzieren, fliegen Bienen bis zu 100.000 Kilometer weit, was in etwa der 2,5-fachen Erdumrundung entspricht. Angeflogen werden dabei bis zu 1,5 Millionen Blüten, während pro Flug eine einzelne Biene 9,93 bis 0,05 Gramm Nektar sammelt. Da Nektar nicht gleich Honig ist, muss weitaus mehr Nektar gesammelt werden, als die spätere Honigmenge vermuten lässt. Der Grund: Nektar besteht zu 70 bis 80 % aus Wasser, für die Honigherstellung muss das Wasser aber auf rund 18 % reduziert werden.
Übrigens: Während sich Wildbienen bei der Nahrungssuche bis zu 500 Meter weit von ihrem Nest entfernen, legen Honigbienen bis zu 7 Kilometer zurück.