Als Kind macht man gerne mal Bekanntschaft mit Ameisen, wenn man im Wald versehentlich einem Ameisenhaufen zu nahe kommt. Die Biester beißen und die Bissstellen brennen tagelang. Klar, die Ameisen fühlen sich bedroht und verteidigen nur ihr Zuhause. Dass Ameisen sehr nützlich für das Ökosystem sind, weiß wohl jeder. Doch es gibt auch Fakten über Ameisen, die Sie womöglich noch nicht kennen. Wollen wir doch mal sehen …
Die Ameise – ein Steckbrief
Wissenschaftlicher Name: Formicidae
Familie: Ameisen
Ordnung: Hautflügler
Arten: Beschrieben mehr als 13.000, geschätzt über 20.000, 180 in Europa
Körpergrößen: die kleinste Ameise ist noch nicht einmal 1 Millimeter groß, die größte misst 7 Zentimeter
Herkunft: Ameisen stammen ursprünglich aus den Tropen und sind weltweit verbreitet. Sie kommen auf allen Kontinenten vor, außer in der Antarktis.
Lebensräume: Wälder, Wüsten, Savannen, tropische Regenwälder, städtische Gebiete,
Lebenszeit: Königinnen können, je nach Art, zwischen 5 und 20 Jahren alt werden, Arbeiterinnen leben in der Regel nur wenige Wochen bis Monate, Männchen haben eine sehr kurze Lebensspanne und sterben oft kurz nach der Paarung.
Nahrung: Ameisen sind Allesfresser, ihre Nahrung variiert je nach Art: Insekten, Aas, kleine Beutetiere, Honigtau, Pflanzensäfte, Pilze, Samen und Früchte
Natürliche Feinde: Vögel, Spinnen, Ameisenbären, Wespen, Käfer, Parasiten, Menschen
10 Fakten über Ameisen
Ameisen leben in Staaten, die Tausende, aber auch mehrere Millionen Tiere umfassen können. Schon allein das ist erstaunlich – doch es gibt noch mehr bemerkenswerte Fakten.
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Fakt 1: Ameisen sind die stärksten Tiere auf der Welt
Wenn man die Kraft von Ameisen relativ zur Körpergröße und dem Gewicht betrachtet, gehören Ameisen zu den stärksten Tieren weltweit:
- Ameisen können bis zum 100-fachen ihres eigenen Körpergewichts tragen. Die immense Kraft kommt daher, dass Ameisen im Vergleich zum geringen Gewicht verhältnismäßig große Muskeln besitzen.
- Wenn Ameisen im Team arbeiten, können sie die Kräfte bündeln und verstärken. So können schwere Lasten gemeinsam in den Bau gebracht werden.
- Ameisen bewegen Erde, Sand und sogar Steine, um Nester zu bauen. Sie graben sich zudem mehrere Kilometer in den Boden, um Tunnel auszuheben.
- Feuerameisen können schwimmende Flöße auf Wasseroberflächen bilden, um Nahrung oder Eier zu transportieren.
- Ameisen, die Baumnester bauen, wie etwa die Weberameise, ziehen ganze Blätter mit ihren Kiefern zusammen, während sie kopfüber hängen.
- Im Vergleich zum Menschen müssten wir, relativ zur Leistung einer Ameise, mehrere Tonnen heben, um vergleichbare Stärke zu zeigen. Wenn Menschen eine ähnliche Muskelmasse-Proportion hätten, wären wir vermutlich in der Lage, Wolkenkratzer zu tragen.
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Fakt 2: Ameisen sind die erfolgreichsten sozialen Insekten
Jede Ameise in einer Kolonie hat eine spezifische Aufgabe, die auf ihrem Alter, ihrer Anatomie und den Bedürfnissen der Kolonie basiert.
- Ameisenkolonien sind in verschiedene Kasten unterteilt. Die Königin hat als einzige Aufgabe die Eiablage, um die Kolonie am Leben zu erhalten. Arbeiterinnen übernehmen die Pflege des Nestes und der Brut, den Nestbau, die Sammlung von Nahrung und die Verteidigung. Die einzige Aufgabe der Männchen, die auch als Drohnen bezeichnet werden, ist die Befruchtung der Königin.
- Die Arbeitsteilung ist altersbasiert. Junge Arbeiterinnen beginnen mit Aufgaben innerhalb des Nestes, während ältere auf Nahrungssuche gehen oder für die Verteidigung zuständig sind.
- Ist eine Aufgabe unterbesetzt, dann können Arbeiterinnen sofort diese Rolle übernehmen. Die primären Ziele einer Kolonie sind das Überleben und die Vermehrung.
- Die Effizienz in einem Ameisenstaat gelingt also durch Arbeitsteilung. So wir die Produktivität maximiert und die Überlebensfähigkeit erhöht.
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Fakt 3: Ameisen gehen auf Hochzeitsflug
Der Hochzeitsflug ist ein zentrales Ereignis im Lebenszyklus von Ameisen. Er dient der Fortpflanzung und der Gründung neuer Kolonien.
- Der Hochzeitsflug ist ein koordiniertes Ereignis, bei dem geschlechtsreife Königinnen und Drohnen eine Kolonie verlassen, um sich in der Luft zu paaren.
- Der Zeitpunkt des Fluges liegt meist im Frühling oder Frühsommer. Dabei müssen folgende Umweltbedingungen gegeben sein: Die Temperatur liegt über 20 Grad, die Luft hat eine hohe Feuchtigkeit und es sollte windstill sein.
- Oft fliegen Ameisen verschiedener Kolonien synchron, um die Paarungschancen zu erhöhen.
- In einer Kolonie wachsen spezielle Geschlechtstiere heran, die sich physisch von den Arbeiterinnen unterscheiden. Dabei sind Königinnen größer und haben Flügel, Drohnen haben ebenfalls Flügel und sterben nach der Paarung.
- Drohnen und Königinnen verlassen gemeinsam die Nester und sammeln sich an sogenannten Hochzeitsflugplätzen. Die Paarung erfolgt im Flug, wobei sich Königinnen mit mehreren Drohnen paaren, um so den Spermavorrat aufzufüllen. Nach der Paarung werfen die Königinnen ihre Flügel ab und gehen auf die Suche nach einem geeigneten Ort, um eine neue Kolonie zu gründen.
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Fakt 4: Manche Ameisenarten halten Temperaturen von bis zu -40 Grad aus
Es gibt Ameisenarten, die extreme Temperaturen von bis zu -40 Grad aushalten. Dazu gehört eine Ameisenart, die in Sibirien lebt und dabei in eine Kältestarre verfällt. Das bedeutet, dass ihre Stoffwechselrate drastisch sinkt. Der Herzschlag und die Atmung verlangsamen sich, der Energieverbrauch wird auf ein Minimum reduziert. Ameisen können chemische Substanzen produzieren, die das Einfrieren ihrer Zellflüssigkeiten verhindern, darunter Proteine, Glycerin und Trehalose, ein Zucker, der Zellmembranen stabilisiert.
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Fakt 5: Wüstenameisen gehören zu den schnellsten Tieren der Welt
Wenn man die Geschwindigkeit relativ zur Körpergröße betrachtet, dann gehört die Silberameise zu den schnellsten Landtieren der Welt. Sie erreicht Geschwindigkeiten von bis zu 85,5 Zentimetern pro Sekunde. Das entspricht etwa dem 108-fachenihrer Körperlänge. Zum Vergleich: Ein Mensch müsste mehr als 800 Kilometer pro Stunde laufen, um dieselbe relative Geschwindigkeit zu erreichen.
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Fakt 6: Die größte Ameisenkolonie ist über 5.700 Kilometer lang
Die größte bekannte Ameisenkolonie der Welt erstreckt sich über drei Länder entlang der Mittelmeerküste und reicht von Italien über Frankreich bis nach Spanien. Sie ist über 5.700 Kilometer lang und umfasst Millionen von Nestern mit mehreren Milliarden Ameisen. Normalerweise kämpfen Ameisenkolonien unterschiedlicher Herkunft gegeneinander, aber in dieser Superkolonie erkennen sich die Mitglieder als Teil derselben Gemeinschaft und arbeiten zusammen.
Diese Superkolonie der Argentinischen Ameise konnte sich aus verschiedenen Gründen so weit ausbreiten. Die Ameisen, die aus Südamerika stammen, wurden durch den Menschen bis nach Europa verbreitet. In ihrem Ursprungsgebiet wird die Art durch natürliche Feinde und Rivalen begrenzt, in neuen Gebieten fehlen diese aber, was eine unkontrollierte Ausbreitung ermöglicht. Zudem sind Argentinische Ameisen extrem anpassungsfähig und können in verschiedenen Lebensräumen überleben. Die Ausbreitung hat aber auch negative Seiten. So werden lokale Ameisenarten verdrängt und auch andere Insektenarten reduziert, die von einheimischen Ameisen gefressen werden.
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Fakt 7: Ameisen legen mehrspurige Straßen an
Nicht nur ein Ameisenstaat hat einen komplexen Aufbau, auch die Verkehrswege sind beeindruckend, da sie aus mehrspurigen Ameisenstraßen bestehen.
- So werden mehrspurige Straßen angelegt, um den Transport von Nahrung zwischen dem Nest und der Nahrungsquelle zu optimieren.
- In großen Kolonien mit Tausenden von Tieren wird der Verkehr durch parallele Spuren geordnet, um Kollisionen zu minimieren und den Fluss zu verbessern.
- Mehrspurige Straßen helfen außerdem, Zeit zu sparen und die verfügbare Arbeitskraft effizienter zu nutzen.
- Beim „Bau“ der Straßen hinterlassen Ameisen chemische Spuren, die anderen Tieren den Weg zur Nahrungsquelle oder zum Nest zeigen. Je mehr Ameisen den Weg nutzen, umso stärker wird die Pheromonspur. So werden im Laufe der Zeit mehrere Spuren gebildet und es entstehen Hauptstraßen und auch Nebenspuren.
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Fakt 8: Ameisenstaaten verfügen über Retterameisen
Retterameisen sind ein faszinierendes Beispiel für die hochentwickelte soziale Organisation innerhalb eines Ameisenstaates. Unter Retterameisen versteht man Tiere, die die Aufgabe haben, verletzten oder gefangenen Mitgliedern der Kolonie zu helfen, indem sie sie retten, versorgen und zurück ins Nest bringen. Dieses Verhalten wurde vor allem bei Ameisenarten beobachtet, die in feindlichen Umgebungen leben, wie etwa bei der afrikanischen Ameise Megaponera analis.
Wird eine Ameise verletzt, gibt sie Alarmsignale in Form von Pheromonen ab, die die Ameisenretter alarmieren. Diese bringen die verletzten Artgenossen zurück ins Nest, wo die Wunden gereinigt und versorgt werden. Ist ein Gliedmaß irreparabel beschädigt, können die Retterameisen es amputieren, damit die verletzte Ameise überlebt. Dabei entscheiden Ameisen, ob eine Rettung sinnvoll ist oder nicht. Leicht verletzte Tiere werden bevorzugt behandelt, während schwer verletzte meist zurückgelassen werden, da diese nicht mehr arbeitsfähig wären.
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Fakt 9: Ameisen kommunizieren mit dem Hinterleib
Ameisen setzen Duftstoffe (Pheromone) frei, um mit Artgenossen zu kommunizieren. Die meisten Drüsen sitzen dabei am Hinterleib. Dabei hat jede Drüse eine spezielle Funktion:
- Dufour-Drüse: Ist für die Markierung von Wegen verantwortlich.
- Giftdrüse: Gibt neben der Produktion von Gift für die Verteidigung oder Jagd auch chemische Warnsignale ab. Sie wird für die Markierung von Feinden genutzt.
- Analdrüsen: Diese Pheromone werden als Alarmsignale oder zur Verteidigung eingesetzt.
- Kloakendrüsen: Bei einigen Arten, wie etwa den Blattschneideameisen, helfen diese Drüsen bei der Erzeugung von Pheromonen, die die Zusammenarbeit im Bau fördern.
Da es möglich ist, dass die gelegten Duftspuren verloren gehen, etwa durch Überschwemmungen oder Brände, sind Ameisen zuerst einmal blind. Dennoch können sie auch weiterhin mit anderen Ameisen kommunizieren, indem sie sich durch Vibrationen oder Berührungen mit ihrem Hinterleib austauschen.
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Fakt 10: Ameisenköniginnen haben einen Vorrat an Sperma bei sich
Da die Königinnen nach dem Hochzeitsflug die Flügel abwerfen und somit nur ein einziges Mal begattet werden, haben sie immer einen Vorrat an Sperma dabei. Dieses wird in der sogenannten Spermathek gespeichert. Darin finden sich optimale Bedingungen, Sauerstoffversorgung und ein stabiles chemisches Milieu halten die Spermien lebensfähig, ein spezieller Schleim schützt die Spermien vor Abbau. So sichert sich die Ameisenkönigin auch nach dem Hochzeitsflug über viele Jahre die Möglichkeit der Fortpflanzung, weswegen sie unabhängig von Männchen ist. Die Königin kann damit kontinuierlich neuen Nachwuchs hervorbringen, ohne Energie für die Suche nach Partner aufwenden zu müssen.