Beim Market Gardening, auch bekannt unter der Bezeichnung Marktgärtnerei, handelt es sich um lokalen bzw. regionalen Gemüseanbau, der ohne Zwischenstationen den Endverbrauchern zur Verfügung steht. Das heißt, dass das Gemüse nicht erst an Super- oder Biomärkte geliefert wird, sondern direkt beim Erzeuger gekauft werden kann. Diese durchaus nicht neue Möglichkeit des biointensiven Gemüseanbaus auf kleinem Raum wird aktuell immer beliebter.
Wie sich Market Gardening entwickelt hat
Market Gardening geht auf die frühen Formen der Landwirtschaft zurück, als Menschen begannen, gezielt Pflanzen für den eigenen Bedarf anzubauen. Überschüssige Ware konnte dann zu Geld gemacht werden und wurde auf lokalen Märkten verkauft. Die Geschichte der Marktgärten kann somit bis in die Antike zurückverfolgt werden.
Obwohl sich im Laufe der Zeit der Anbau von Obst und Gemüse immer weiter vergrößerte, blieben Kleinbauern beim Market Gardening, sodass es eigentlich nie aufgegeben wurde. Als ab dem 19. Jahrhundert die Industrialisierung und Urbanisierung weiter voranschritt, stieg auch die Nachfrage nach frischen Produkten in den Städten. In der Neuzeit steigt das Interesse an lokalen Lebensmitteln, ökologischer Landschaft und nachhaltigen Praktiken deutlich, sodass Market Gardening einen immer höheren Stellenwert einnimmt.
Wie Market Gardening funktioniert
Wenig Platz, geringe Arbeitsanforderungen, keine großen Maschinen, dennoch guter Ertrag – wie das funktioniert, verraten wir Ihnen hier:
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Geringer Platzbedarf
Im Gegensatz zum großangelegten Gemüseanbau ist beim Market Gardening der Platz begrenzt. Die Pflanzen werden enger gesetzt, die Reihenabstände sind ebenfalls kleiner. So wird der vorhandene Platz optimal genutzt, sodass auch in heimischen Gärten Market Gardening betrieben werden kann. Durch die kurzen Wege ist das Arbeiten effizienter, zudem fällt das Unkrautwachstum deutlich geringer aus.
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Gute Bodenpflege
Wenn die Grundlage stimmt, steht einem erfolgreichen Market Gardening nichts im Wege. Dazu muss die Erde entsprechend vorbereitet werden. Der Boden sollte zum Beispiel mit einer Gründüngung versorgt und mit Kompost angereichert werden. Beim Anbau auf engstem Raum sind die Fruchtfolge und die Mischkultur zu beachten.
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Keine großen Maschinen
Traktoren, Feldhäcksler, Pflug oder auch Scheibenegge werden beim Market Gardening nicht eingesetzt. Die kleinen Beete werden stattdessen mit Handgeräten bearbeitet, was nicht nur einen geringeren Arbeitsaufwand bedeutet, sondern auch kostengünstiger ist, da keine landwirtschaftlichen Geräte angeschafft werden müssen.
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Überschauliche Beetpflege
Da das Gemüse sehr dicht beieinandersteht, ist die Entwicklung von Unkräutern bereits gedämmt. Diese kann durch zusätzliches Aufbringen von Mulch unterdrückt werden. Sinnvoll ist es immer, das Unkraut bereits im Anfangsstadium zu entfernen, sodass es sich erst gar nicht ausbreiten kann. Auf Unkrautvernichter, wie sie öfter in der Landwirtschaft eingesetzt werden, kann somit verzichtet werden.
Die Auflockerung des Bodens geschieht beim Market Gardening eher oberflächlich. Tiefgründige Auflockerungen sind durch die enge Bepflanzung sowieso nicht möglich.
Beim Gießen ändert sich dagegen nichts, hier ist, ebenso wie beim herkömmlichen Gemüseanbau, auf ausreichende Wassergaben zu achten.
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Anbau 365 Tage im Jahr
Wer es richtig anstellt, kann quasi das ganze Jahr über Gemüse anbauen und ernten. So helfen Folientunnel oder auch Vliese dabei, Samen früher zu säen und Pflanzen zeitiger zu ernten. Auch der Anbau von frostfesten Sorten ist möglich, sodass sogar im Winter geerntet werden kann. Typisches Wintergemüse sind unter anderem Pastinaken, Schwarzwurzeln, Steckrüben, Rote Bete, Grünkohl, Rotkohl, Weißkohl, Wirsing, Porree, Spinat, Sellerie, Karotten, Mangold, Knoblauch, Winterzwiebeln, Rosenkohl, Feldsalat, Chicorée, Chinakohl, Endivien und auch Winterportulak.
Lässt sich Market Gardening von jedem umsetzen?
Sie möchten sich im Market Gardening versuchen? Dann los!
- Das Gute am Market Gardening ist, dass man dafür keine großen Grundstücke braucht. Schon 0,1 Hektar, also 1.000 Quadratmeter genügen, um sich selbst mit Market Gardening zu versorgen und damit vielleicht auch ein paar Euro dazuzuverdienen. Mit Flächen von rund 1 Hektar lässt sich bereits ein Einkommen für mehrere Personen generieren.
- Auch muss man kein ausgebildeter Landwirt sein. Vieles kann man sich selbst aneignen oder – gerade zu Beginn – einfach mal ausprobieren.
- Auch bei der Pflege der Pflanzen müssen keine großen Geldsummen investiert werden. Da auf engstem Raum angebaut wird, kommen keine landwirtschaftlichen Geräte zum Einsatz.
- Wer zusammen mit Freunden, Bekannten, Nachbarn oder Gleichgesinnten die Beete bestellt, spart sich zudem Arbeit und kann vom Wissen vieler profitieren.
Somit lässt sich Market Gardening tatsächlich von jedem umsetzen. Im Laufe der Zeit kann daraus sogar ein Nebenverdienst oder gar ein Haupterwerb werden.
Die Vorteile von Market Gardening
Sehen wir uns die Vorteile des Market Gardenings mal etwas genauer an.
- Die lokale Wirtschaft wird gefördert. Die Produkte bleiben am lokalen Markt, wodurch die Wirtschaft vor Ort gestärkt wird.
- Die Qualität kann sich sehen lassen. Die Wege sind kurz, der Verkauf von Gemüse, Obst und Kräutern geschieht schneller, sodass sie stets frisch angeboten werden.
- Die Umwelt wird geschont. Die Wege für die Warenlieferungen sind kürzer oder das Gemüse wird sogar vor Ort abgeholt. Dadurch entstehen weniger Emissionen und der ökologische Fußabdruck wird reduziert.
- Anbau heimischer Gemüse- und Obstsorten. Dies hat den Vorteil, dass man keine Gewächshäuser braucht, da die Pflanzen an das hiesige Klima und die Bodenbedingungen gewöhnt sind.
- Vielfalt ist Trumpf. Ein kleiner Betrieb kann mehr unterschiedliche Gemüse- und Obstsorten anbauen, als dies bei Großbetrieben möglich ist. Dadurch wird die Vielfalt der Arten hochgehalten und traditionelle Sorten werden erhalten.
- Kein Einsatz von Pestiziden. Das Market Gardening kommt gänzlich ohne Pestizide und Herbizide aus. Die Umwelt dankt es genauso, wie der Verbraucher.
- Gemeinsam ans Ziel. Wer zusammen mit anderen die Beete/Felder bewirtschaftet, fördert das Gemeinschaftsempfinden. Auch der Kontakt zu Abnehmern und Endverbrauchern durch lokale Vertriebskanäle steht hierbei im Vordergrund.
- Saisonale Produkte fördern. Beim Market Gardening kann nur das angebaut werden, was zur entsprechenden Jahreszeit vor Ort wächst. Ein Import von Gemüse und Obst aus dem Ausland findet nicht statt. Dadurch wird eine bewusste Ernährung gefördert und die Verbindung der Menschen zu den natürlichen Jahreszeiten gestärkt.
- Agrarflächen werden erhalten. Das ist besonders in Zeiten wichtig, in denen der Städtebau und die Versiegelung immer weiter voranschreiten.
- Eine engere Bepflanzung spart Ressourcen wie den Wasserverbrauch deutlich ein.
- Beete bzw. Felder, die durch Market Gardening bestellt werden, lassen natürlichen Humus entstehen.
Neben dem lokalen bzw. regionalen Gemüse- und Obstanbau wird auch die Selbstversorgung beim Market Gardening gefördert.
Welche Geräte beim Market Gardening benötigt werden
Wie schon erwähnt werden große landwirtschaftliche Geräte nicht eingesetzt, stattdessen kommt man mit kleineren Handgeräten bestens aus. Benötigt werden Geräte, um den Boden zu lockern, das Saatgut zu säen und Unkraut zu entfernen.
- Grabegabel: Sie dient der Auflockerung des Bodens, wobei die Bodenstruktur dabei nicht zerstört wird.
- Sämaschine: Anstatt Samen mit der Hand auszubringen, hilft eine Sämaschine weiter, die bequem auf Rädern durch die Beete fährt und auch die eingegebenen Saatabstände genau einhält.
- Pendel- oder Radhacke: Eine Hacke ist immer wichtig, um Unkraut zu entfernen. Eine Pendelhacke besitzt ein pendelndes Messer, sie wird bei kleinem Unkraut eingesetzt. Mit einer Radhacke können Sie durch die Beete fahren und dabei das Unkraut noch einfacher entfernen. Somit müssen Sie nicht mehr auf allen Vieren durch die Beete kriechen.
- Rechen: Mit einem herkömmlichen Rechen können Beete vorbereitet und Pflanzabstände markiert werden.
- Tilther: Ein Handgerät, das extra für das Market Gardening entwickelt wurde. Dabei handelt es sich um eine Bodenfräse, die nur die obersten fünf Zentimeter auflockert und somit die Bodenstruktur nicht beschädigt.
Gemüsesorten fürs Market Gardening
Aufgrund des begrenzten Platzes sind vor allem Gemüsesorten geeignet, die wenig ausladend, sondern eher nach oben oder unten wachsen. So sind beispielsweise Kürbisse beim Market Gardening selten gesehen. Auch werden lediglich heimische Sorten verwendet, die hierzulande ideale Bedingungen vorfinden.
Was im Endeffekt angebaut wird, ist auch immer eine Frage des Standortes. Herrscht hier viel Sonne oder ist es eher schattig, regnet es viel oder ist es trocken, kann es immer wieder zu Unwettern kommen oder ist es sehr windig?
Dennoch haben sich Sorten herauskristallisiert, die rentabler sind als andere:
- Eine hohe Rentabilität versprechen Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch und Kopfsalat.
- Eine mittlere Rentabilität hat man bei Karotten, Roter Bete, Mangold und Zucchini festgestellt.
- Eher gering ist die Rentabilität bei Auberginen, Blumenkohl, Brokkoli und Winterporree.
Dies ist aber keine festgeschriebene Regel, sondern nur als Anhaltspunkt zu verstehen. Einfach mal ausprobieren – welche Gemüsesorten passend sind, wird man schnell herausfinden. Sollen diese letztlich vermarktet werden, ist die Nachfrage das A und O.