Seit Menschengedenken werden Dinge weitergegeben. Dabei handelt es sich um Rezepte, Heilpflanzen und die Anwendung oder auch wie Pflanzen besser gedeihen, wachsen oder auch wann und wie sie angepflanzt werden müssen. Während viele der Informationen richtig sind, erweist sich aber auch einiges als falsch. Wobei dies auch relativ ist. Denn es kann durchaus sein, dass die Überlieferungen von Jahrzehnten noch richtig waren und sich durch die Veränderungen unserer Welt eben einfach andere Dinge gezeigt haben. Die Überlieferung solcher Informationen werden als Mythen bezeichnet. Insbesondere durch den Klimawandel ist es aber an der Zeit, diese Mythen einmal genauer anzuschauen und zu prüfen, ob sie noch richtig sind. Und genau das machen wir heute.
Die 20 bekanntesten Mythen in der Überprüfung
Jeder kennt sie, die Überlieferungen, dass das Pflanzloch doppelt so groß wie der Wurzelballen sein soll oder Schattenrasen nur für schattige Flächen geeignet ist. Es gibt noch viele weitere Mythen, denen wir heute auf den Grund gehen. Hier finden Sie die 20 bekanntesten Mythen und die Überprüfung.
Mythos 1 – Das Pflanzloch muss doppelt so groß wie der Wurzelballen sein
Klingt eigentlich sinnvoll. Doch ganz ehrlich, es ist Stress für uns und purer Luxus für die Pflanze. Durch das große Pflanzloch kann es passieren, dass sich die Wurzeln nicht ausreichend stark entwickeln, da die zugefügte Erde besonders locker ist. So kommen die dünnen Wurzeln nicht in die tieferen Erdschichten und die Pflanze kann sich nicht so gut an die Umgebung anpassen. Sie verwöhnen das Pflänzchen regelrecht und tun ihr damit nichts Gutes. Achten Sie also darauf, das Erdloch nur geringfügig größer auszuheben als Wurzelballen, damit die Wurzeln auch in den festen Boden problemlos eindringen können und sich so anpassen.
Mythos 2 – Pflanzerde und Kompost bei der Neupflanzung nutzen
Sobald eine Pflanze neu gesetzt wird, wurde immer Kompost und Pflanzerde in das Pflanzloch gegeben. Jetzt haben aber neue Untersuchungen ergeben, dass es durchaus sein kann, dass die stark humushaltigen Verbesserer des Bodens in tieferen Erdschichten faulen können. Dadurch werden dann Wurzeln und Pflanzen geschädigt. Wie beim riesigen Pflanzloch gilt auch hier, dass die Pflanzen nicht direkt von Beginn zu stark verwöhnt werden sollen, damit sie sich schneller und besser an die Umgebung anpassen können. Denn gerade die zahlreichen Nährstoffe können an den jungen Wurzeln zu Verbrennungen führen und sie so zerstören.
Mythos 3 – Bei Neupflanzungen einen starken Rückschnitt durchführen
Auch der starke Rückschnitt bei Neupflanzungen ist ein Mythos, der schon seit Jahrhunderten überliefert wird. Im Grunde ist dies gar nicht falsch, es klappt nur nicht bei allen Pflanzen. Zum einen ist jeder Garten unterschiedlich und zum anderen sind auch die klimatischen Bedingungen von Region zu Region verschieden. Grundsätzlich sollten Gehölze ohne Ballen kräftiger geschnitten werden als Pflanzen aus Containern oder mit Ballen. Achten Sie aber darauf, dass sie über der Erde einen Ausgleich schaffen. Je stärker die Pflanze zurückgeschnitten wurde, desto wichtiger ist der Ausgleich über der Erde, damit die Wurzeln die Pflanze perfekt versorgen können.
Mythos 4 – Im Herbst müssen die Rosen stark zurückgeschnitten werden
Laut den Überlieferungen müssen Rosen im Herbst stark zurückgeschnitten werden. Dies stimmt nicht ganz. In der Regel sollten die Rosen für den Winter nur wenig geschnitten werden, damit es nicht zu Frostschäden kommt. Der große Rückschnitt erfolgt dann im Frühling.
Mythos 5 – Obstbäume werden nur im Winter zurückgeschnitten
Dieser Mythos ist schon lange nicht mehr aktuell. Der Schnitt im Sommer wird immer beliebter und auch sinnvoller. Denn durch den Saftfluss können sich die Schnittwunden schneller schließen und sind so nicht so anfällig gegen Krankheiten und Schädlinge. Der bisherige Winterschnitt sollte eher im Frühling durchgeführt werden, da hier zum einen nicht so viele Wasserschosser entstehen und sich zum anderen die Schnittwunden schneller schließen können.
Mythos 6 – Die Pflanzen so tief setzen, wie in der Baumschule
An sich ist diese Überlieferung richtig. Allerdings müssen Sie bedenken, dass sich die Pflanze nach dem Einpflanzen noch setzt. Daher sollten Sie sie etwas höher setzen, sodass der Wurzelhals noch leicht aus der Erde herausschaut. Innerhalb von kurzer Zeit hat sich das Gehölz gesetzt und ist dann perfekt.
Mythos 7 – Den Ballen beim Pflanzen fest antreten
Damit der Baum oder der Busch gut steht, ist es wichtig, den Ballen fest anzutreten. Dass Sie dabei aber Wurzeln verletzen können und den Boden verdichten, wird oft vergessen. Die Erde rund um den Wurzelballen sollte daher nur leicht festgetreten werden. Anschließend wässern Sie den Baum oder das Gehölz, sodass sich die Hohlräume verschließen können.
Mythos 8 – Viel hilft viel beim Düngen
Wie Sie sicher selbst wissen, zählt diese Überlieferung schon zum alten Eisen. Den zu viel des Guten bewirkt im Grunde gerade das Gegenteil. Gleichzeitig wird zu allem Überfluss auch noch die Umwelt zusätzlich belastet. Wenn Sie düngen, gehen Sie nach der Anweisung des Herstellers. Dann liegen Sie auf jeden Fall richtig. Und denken Sie daran, lieber etwas weniger als zu viel.
Mythos 9 – Die vorhandenen Mischkultur-Tabellen müssen immer befolgt werden
Mischkultur ist schön und gut und ist auch durchaus sinnvoll. Allerdings kann diese Mischkultur-Tabelle von Region zu Region unterschiedlich ausfallen. Auch kommt es auf die Bodengegebenheiten und Ihre Wünsche und Bedürfnisse an. Das Problem dabei ist aber auch, dass die Tabellen häufig falsch sind und sie so besser nach den Überlieferungen Ihrer Eltern oder Großeltern gehen sollten. So ist beispielsweise bekannt, dass Zwiebeln und Möhren, Tomaten und Basilikum wie auch Kohl und Sellerie zusammen gepflanzt werden können, ist den meisten Hobbygärtnern bekannt. Ebenso wie das Nichtvertragen von Tomaten und Kartoffeln, Zwiebeln und Bohnen oder Fenchel mit jedem anderen Gemüse.
Mythos 10 – Grünkohl und Rosenkohl dürfen erst nach dem ersten Frost geerntet werden
Es muss nicht erst ein gefrorener Boden vorhanden sein, um Rosenkohl und Grünkohl zu ernten. Temperaturen um 0 Grad reichen dabei meist schon aus.
Mythos 11 – Jede Wunde an der Pflanze muss mit einem speziellen Wundschlussmittel behandelt werden
Im Grunde ist dies richtig. Allerdings mit Abstrichen. Denn eigentlich können sich die Pflanzen selbst versorgen und die entsprechenden Wundmittel, die im Handel zu kaufen sind, sorgen unter anderem auch dafür, dass Pilze und Bakterien sich ungehindert in der Wunde verbreiten können. Die Wundschlussmittel bilden nämlich ein Schutzschicht, an der weder was nach außen noch nach innen gelangen kann. Beim Rückschnitt muss die Wunde nicht verschlossen werden, da die Pflanze das schon gut selbst regeln kann. Lediglich, wenn Sie die Säge angesetzt haben, sollten Sie ein Wundschlussmittel verwenden.
Mythos 12 – Gepflanzt wird nur im Frühling oder im Herbst
Diese Überlieferung ist grundsätzlich richtig. Es ist, je nach Pflanze, aber auch möglich, im Sommer zu pflanzen. Dennoch ist der Herbst die bevorzugte Zeit, da in dieser Jahreszeit mehr Niederschlag fällt, was dann ein besseres Anwachsen gewährleistet. Wenn Sie also pflanzen möchten, dann bitte im Herbst.
Mythos 13 – Den Boden umgraben
Dieser Mythos hält sich seit Jahrhunderten und ist nur bedingt richtig. Denn graben Sie den Boden zu tief um, bringen Sie zum einen den Humus nach unten und zum anderen auch die gut durchsetzte Bodenschicht, die durch die Bodenorganismen mit viel Mühe geschaffen wurde. So töten Sie praktisch das gesamte Bodenleben ab, da die meisten Organismen in den oberen Schichten bis 30 cm leben. Wenn Sie sie nicht umbringen, stören Sie sie aber nachhaltig und sie funktionieren nicht mehr richtig. Besser ist es, den Boden mit einer Grabegabel zu lockern.
Mythos 14 – Der Rasen muss im Frühling zwingend vertikutiert werden
Vertikutieren ist eine vielversprechende Möglichkeit, um den Boden zu lockern. Doch bedenken Sie, dass das für den Rasen purer Stress ist. Die Wurzeln werden verletzt und es entstehen Lücken. Daher sollten sie besser erst dann den Vertikutierer nutzen, wenn sich der Rasen gut entwickelt hat, also in einer späteren Vegetationszeit. Der ideale Zeitpunkt ist dann, wenn das zweite Rasenmähen ansteht und der Rasen bereits vor zwei Wochen das erste Mal gedüngt wurde. Dann sind die Gräser nämlich optimal mit Nährstoffen versorgt und er kann deutlich schneller nachwachsen. Außerdem kann das Vertikutieren den Gräsern nicht ganz so viel Stress und Schaden zufügen, da sie gestärkt sind. Achten Sie aber darauf, den Vertikutierer nicht zu tief zu stellen. Im Anschluss müssen Sie Rasen nachsäen, düngen und wässern.
Mythos 15 – Schattenrasen ist nur für den schattigen Platz im Garten geeignet
Auch das ist ganz klar falsch. Denn jede Pflanze benötigt Sonne, um zu gedeihen. Auch Schattenrasen benötigt ein gewisses Maß an Licht, damit er anwachsen kann. Haben Sie einen Platz im Garten, an dem es nur 2 – 3 Stunden Sonne pro Tag gibt, kommen Sie mit einem Schattenrasen auch nicht weit, da er nicht anwächst. Probieren Sie besser andere schattenverträgliche Pflanzen wie Stauden.
Mythos 16 – Bei zu viel Moos muss der Rasen gekalkt werden
Moos zeigt uns an, wenn wir den falschen Standort für den Rasen haben oder auch den falschen Rasen gesät haben. Moos wächst nur auf schattigen, feuchten und stark verdichteten Böden. Doch auch wenn der pH-Wert nicht stimmt oder der Boden nährstoffarm ist, kann sich Moos ausbreiten. Dann sollten Sie zuerst die Ursache finden, bevor Sie mit Kalk gegen das Moos vorgehen.
Mythos 17 – An den Bäumen müssen die Wassertriebe
Wassertriebe sind einjährig und haben durchaus eine wichtige Funktion für die Bäume. Sie wirken praktisch als Ausgleichsmechanismus. Sie sorgen unter anderem dafür, nach einem Rückschnitt die Blattfläche schnell wiederherzustellen und so die Photosynthese des Baumes signifikant zu verbessern. Das zeigt auch, dass dort, wo Sie die Wassertriebe entfernen, schnell wieder neue entstehen und die Triebe so viel schneller nachwachsen. Sie müssen aber nicht alle Wasserschosser stehen lassen. Kürzen Sie einige Triebe bis zur Basis und andere nur ein wenig, damit die Ausgleichsfunktion bestehen bleibt.
Mythos 18 – Im Herbst muss der Garten aufgeräumt werden
Nein, muss es definitiv nicht. Nur dann, wenn Sie den wenigen Insekten und Vögeln, die noch vorhanden sind, den letzten Winterschutz nehmen möchten. Die Gräser und Stängel, die sie im Herbst nicht entsorgen, bieten den Tieren nämlich Winterschutz und können dabei helfen, dass sie gut durch den Winter kommen.
Mythos 19 – Rindenmulch schützt vor Unkraut
Rindenmulch ist ein wichtiger Helfer, wenn es um die Verbreitung von Unkraut geht. Doch Sie können das Unkraut leider nicht verhindern. Mit Rindenmulch wird das Unkraut nur reduziert und besonders hartnäckige Unkrautarten finden nach wie vor den Weg durch die Mulchschicht.
Mythos 20 – Kaffeesatz ist der perfekte Dünger
Kaffeesatz ist durchaus ein guter Dünger – doch Vorsicht, er kann nicht für alle Pflanzen verwendet werden. Besser ist es, den Dünger mit anderen organischen Düngern zu mischen, da ein Zuviel davon den Boden versauern kann. Karotten, Rote Beete, Erbsen und Bohnen oder auch mediterrane Kräuter wie Lavendel, Rosmarin und Thymian, Kohlgewächse und Geranien oder Fuchsien sollten Sie nicht mit Kaffeesatz düngen. Dies liegt am Säuregehalt und dem Stickstoff im Kaffeesatz. Außerdem kann der Kaffeesatz den Boden verdichten.
Haben Sie noch Mythen, über die Sie mehr wissen möchten? Dann können Sie uns gerne einen Kommentar hinterlassen, wir kümmern uns natürlich darum!