Wenn sich die ersten Tomatenrispen bilden, ist die Freude groß, erst recht dann, wenn die Früchte immer größer werden und so langsam ihre leuchtend rote Farbe annehmen. Doch plötzlich sehen Sie auf einer Frucht eine braune Stelle. Und auf einer weiteren Frucht ebenso. Und auch auf einer dritten. Der Schreck sitzt tief, denn die Tomatenernte scheint in Gefahr zu sein. Die braunen bis schwarzen Stellen deuten auf die Blütenendfäule hin. Diese lässt sich zwar behandeln, Vorbeugung ist aber die bessere Wahl.
Blütenendfäule – wenn Calcium fehlt
Beim Namen Blütenendfäule könnte man meinen, dass die Blüten betroffen wären. Die Krankheit breitet sich aber erst dann aus, wenn die Früchte bereits zu sehen sind. Beginnend vom Fruchtansatz aus, also dort, wo einst die Blüte war, bilden sich besagte braune Stellen und werden immer größer – somit Blütenendfäule.
Oft sind Hobbygärtner der Meinung, bei der Blütenendfäule handele es sich um einen Pilz. Dem ist aber nicht so. Vielmehr ist es eine Krankheit, die auf einen Calciummangel zurückzuführen ist. Und dieser ist hausgemacht, denn er geht immer mit Versorgungs- und Pflegefehlern einher.
Übrigens: Tomaten sind die Pflanzen, die am häufigsten von Blütenendfäule betroffen sind. Es können aber noch weitere Früchte davon befallen werden, wenn auch seltener:
- Paprika
- Chili
- Peperoni
- Zucchini
- Gurken
- Melonen
- Auberginen
Warum Calcium lebenswichtig ist
Calcium wird von der Pflanze benötigt, um die Zellwände zu stabilisieren. Ist nicht genügend vorhanden, werden diese instabil und können aufweichen. Das Gewebe stirbt, wird dunkel und weich, zuweilen auch ledrig.
Kommt es zur Blütenendfäule, dann fehlt eben dieses Calcium. Selbst wenn es ausreichend gegeben wird und der Boden damit gut angereichert ist, kommt es nicht dort an, wo es benötigt wird – die Ursachen dafür erläutern wir etwas weiter unten. Es ist somit nicht möglich, über Düngergaben den Calciummangel zu regulieren, denn die Pflanze kann es unter bestimmten Voraussetzungen schlicht und einfach nicht mehr aufnehmen.
Es gibt zwei Gründe, warum die Früchte zuerst von der Blütenendfäule betroffen sind:
- Werden Wasser und Nährstoffe über den Boden aufgenommen, werden damit zuerst die Zweige und Blätter versorgt. Die Früchte sind zum Schluss dran, wodurch sich der Mangel an den Tomaten selbst zeigt.
- Die Pflanze verdunstet über alle Pflanzenteile Wasser. Nicht nur über die Blätter, sondern auch über die Früchte. Blätter verdunsten jedoch weitaus mehr Flüssigkeit, als die Tomaten, wodurch diese später mit Nährstoffen versorgt werden.
Die Symptome der Blütenendfäule
Alles beginnt mit einem kleinen dunklen Punkt am Fruchtansatz. Anfangs noch unscheinbar, wird dieser Punkt größer und größer. Meist sind zuerst die unteren Früchte einer Pflanze bzw. einer Rispe betroffen. Auch kann der Nährstoffmangel nur einzelne Früchte betreffen. Während an einer Rispe ein, zwei Tomaten die charakteristischen Flecken zeigen, können andere Früchte kerngesund sein. Ein weiteres Symptom ist an den Blättern zu erkennen, denn gerade die jungen Blätter wachsen nicht mehr weiter. In der Folge verkrüppeln diese und sterben ab.
Blütenendfäule und die Ursachen
Nicht immer, aber sehr oft ist Blütenendfäule auf Pflegefehler zurückzuführen. Diese gilt es von Beginn an zu vermeiden. Und auch die weiteren Ursachen können mit etwas Vorausblick durchaus vermieden oder zumindest eingedämmt werden.
- Eine schlechte Bewässerung: Tomaten brauchen viel Wasser. Wird zu wenig gegeben und ist der Boden zu trocken, dann fehlt auch das benötigte Calcium. Ergo kommt es zum Mangel und kann in der Folge die Blütenendfäule auslösen.
- Zu hohe Düngergaben: Viel ist nicht immer besser! Besonders dann nicht, wenn es sich um zu hohe Konzentrationen an Kalium und Magnesium handelt, denn so kann die Pflanze Calcium ebenfalls schlecht oder gar nicht mehr aufnehmen.
- Zu hohe Luftfeuchtigkeit: Die Luftfeuchtigkeit im Garten kann niemand beeinflussen. Im Gewächshaus dagegen schon. Daher betrifft dieser Punkt alle Pflanzen, die unter Glas gezogen werden. Bei zu hoher Luftfeuchtigkeit kann die Tomate weniger Wasser verdunsten, somit fehlen der Flüssigkeits- und damit der Nährstoffnachschub.
- Falscher Standort: Tomaten brauchen zwar die Sonne, manchmal kann dies aber auch zu viel sein. Vor allem dann, wenn im Sommer Hitzeperioden auftreten. Ist es über einen längeren Zeitraum zu heiß, beginnt die Pflanze, sich selbst zu schützen. Um nicht auszutrocknen, werden die Spaltöffnungen geschlossen, weswegen die Versorgung mit Nährstoffen reduziert wird.
- Zu niedriger pH-Wert: Hierbei sind bestimmte Nährstoffe in nicht ausreichender Form vorhanden, darunter besagtes Calcium.
- Zu hoher pH-Wert: Zwar ist Calcium bei einem höheren pH-Wert ausreichend vorhanden, aber eben auch Stickstoff. Wenn die Konzentration von Stickstoff zu hoch ist, wird das Blattwachstum gefördert. Die Folge ist, dass das Calcium zuerst in die Blätter wandert und die Früchte wiederum unterversorgt werden. Der ideale pH-Wert für Tomaten liegt zwischen 5,5 und 7.
Die Behandlung von Blütenendfäule
Eine direkte Behandlung betroffener Früchte gibt es nicht. Das heißt: Sind Früchte erst einmal befallen, kann das Schadbild nicht mehr rückgängig gemacht werden. Allerdings können Sie aktiv werden, damit die Ursachen bekämpft werden. So ist der Einsatz von Algenkalk, Gartenkalk oder Urgesteinsmehl anzuraten. Hier sollte Sie einmal pro Woche eine Anwendung vornehmen. Parallel dazu empfiehlt es sich, mit einer Blattdüngung die Pflanze direkt mit Calcium zu versorgen. So kann erreicht werden, dass die Pflanze wieder stabiler wird und die Blütenendfäule nicht weiter fortschreitet.
Auch das Entfernen der unteren Triebe und der Geiztriebe ist sinnvoll. So können die Nährstoffe direkt in höhere Regionen der Pflanze gelangen und versorgen nicht Triebe, die eigentlich gar nicht benötigt werden.
Ein Hausmittel aus Eierschalen ist ebenfalls möglich. Dazu können Sie Eierschalen zerkleinern und um die Pflanze auf der Erde verteilen. Alternativ geben Sie die Eierschalen für mindestens 2 Tage in Wasser und gießen anschließend damit die Pflanzen.
Vorbeugende Maßnahmen gegen Blütenendfäule
Am besten ist die Prophylaxe, um Blütenendfäule erst gar nicht entstehen zu lassen.
- Bodenvorbereitung: Vor dem Pflanzen oder säen sollte der Boden gut mit Calcium angereichert werden. Dazu sind Kompost oder entsprechender Tomatendünger zu empfehlen. Um den genauen Calciumgehalt zu bestimmen, ist eine Bodenanalyse möglich.
- Standort: Wählen Sie einen sonnigen Standort aus, aber achten Sie darauf, dass bei längeren Hitzeperioden die Pflanze auch mal durchschnaufen kann. Das heißt: 6 bis 7 Stunden Sonne sind gut, 12 Stunden dann doch zu viel.
- Bewässerung: Regelmäßig Gießgaben sind essenziell für Tomaten. Der Boden sollte gleichmäßig feucht sein, allerdings ohne Staunässe. Sicherlich macht es nichts aus, wenn die Pflanzen mal einen Tag nicht gegossen werden, denn sie zeigen Wassermangel zuerst an hängenden Blättern und Trieben. Ein gutes Mittelmaß ist entscheidend. Um den Boden längere Zeit feucht zu halten, kann eine Mulchschicht helfen.
- pH-Wert: Zu niedrig ist genauso schlecht, wie zu hoch. Ideal ist ein Wert zwischen 5,5 und 7. Dann kann Calcium optimal aufgenommen werden.
- Düngen: Bei Düngergaben immer auf eine ausreichend Calciumzufuhr achten. Gedüngt werden kann über den Boden ebenso, wie über eine Blattdüngung.
- Luftfeuchtigkeit: Wenn sich Ihre Tomaten im Gewächshaus befinden, dann ist eine Luftfeuchtigkeit zwischen 60 und maximal 80 % anzuraten. Sorgen Sie außerdem für eine gute Belüftung. Tritt Blütenendfäule im Gewächshaus auf, können Weiße Fliegen zusätzlichen Schaden anrichten.
- Sortenauswahl: Greifen Sie beim Säen und Pflanzen von Tomaten zu resistenten Sorten, die von vorneherein widerstandsfähiger sind.
Was tun mit befallenen Pflanzen und Früchten?
Ist eine Pflanze von der Blütenendfäule betroffen, müssen nicht alle Früchte davon befallen sein. Intakte Früchte können Sie weiterhin genauso ernten und essen, wie gewohnt. Da es sich bei der Blütenendfäule nicht um eine Krankheit handelt, sondern um eine Mangelerscheinung, können Sie sogar leicht befallene Früchte noch konsumieren. Dazu einfach die befallenen Stellen ausschneiden. Geschmacklich werden Sie keinen Unterschied feststellen. Dennoch ist Vorsicht geboten, denn durch die Gewebeschäden können Pilze und Bakterien leichter in befallene Früchte eindringen.
Sofern die Krankheit schon einen Großteil der Früchte befallen hat, ist die Entsorgung der Pflanze anzuraten, da gesunde Früchte kaum mehr entstehen werden. Übrigens: Tomaten mit Blütenendfäule können Sie bedenkenlos kompostieren.