Moos im Rasen oder im Blumenbeet? Viele Hobbygärtner würden dabei wohl die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Doch warum eigentlich? Warum ist Moos so unbeliebt? Nun, Moose können lästig werden, wenn man bestimmte Vorstellungen für seinen Garten hat – da passt Moos dann oft nicht rein. Wer aber gerne einen naturnahen Garten haben möchte oder wer sich einmal ansieht, welche Vorteile Moose mit sich bringen, wird vielleicht umdenken. Denn Moos ist wertvoll und hat seinen festen Platz im Ökosystem.
Was ist Moos eigentlich?
Moose existieren seit mehr als 400 Millionen Jahren und sind damit eine der ältesten Pflanzengruppen überhaupt. Im Laufe der Zeit haben sie sich an unterschiedliche Lebensräume angepasst. Moose haben keine Wurzeln im klassischen Sinn, sondern besitzen Rhizoide. Das sind haarähnliche Strukturen, mit denen sie sich am Untergrund festhalten. Allerdings nehmen Moose damit kein Wasser und keine Nährstoffe auf, denn dies geschieht über die Blätter und Stängel. Aus diesem Grund sind sie stark abhängig von der Feuchtigkeit in ihrer Umgebung.
Moose bilden auch keine Blüten oder Samen, sondern vermehren sich über Sporen, die vom Wind verbreitet werden. Zudem besitzen Moose eine Fähigkeit namens Poikilohydrie. Die Pflanzen können wochenlang ohne Wasser auskommen und sehen dabei ausgetrocknet aus. Nach einem Regenguss werden sie dann „wiederbelebt“. Aus den genannten Gründen lieben Moose schattige Orte, da es dort feuchter ist, als in der Sonne. Sie wachsen besonders gut auf nährstoffarmen und sauren Böden und besiedeln sogar kahle Flächen wie Felsen, Baumrinden, Mauern und Steine.
Weltweit gibt es rund 20.000 Moosarten, in Deutschland kommen etwa 1.000 vor. Eingeteilt werden Moose in drei große Gruppen: Laubmoose, Lebermoose und Hornmoose.
Die wichtige Rolle von Moosen in unserm Ökosystem
Sehen wir uns Moose mal etwas genauer an, vor allem in Hinblick auf ihre Rolle im Ökosystem.
- Wasserspeicher und Feuchtigkeitsregler
- Moose können Wasser speichern und zwar ein Vielfaches ihres Eigengewichts, ganz ähnlich wie ein Schwamm.
- Moose helfen, die Feuchtigkeit im Boden zu halten.
- Durch diese Funktion stabilisieren sie das Mikroklima in ihrer Umgebung.
- Bodenbildung und Erosionsschutz
- Moose wachsen oft auf nacktem Boden, auf Steinen oder auf Baumrinde, eben dort, wo sonst kaum etwas wächst.
- Moose gehören zu den Pionierpflanzen, sie tragen dazu bei, dass sich Humus bildet, indem sie organisches Material ansammeln.
- Gerade auf offenen Böden oder auch an Hängen verhindern Moose eine Bodenabtragung.
- Lebensraum für Kleinstlebewesen
- Moose bilden Schutz und Lebensraum für Tiere wie Insekten, Spinnen, Milben, Schnecken, Asseln, Springschwänze und viele mehr.
- Besonders im naturnahen Garten sind Moose für viele Mikroorganismen ein lebensnotwendiger Bestandteil.
- Luftreiniger und Klimaschützer
- Moose nehmen Schadstoffe aus der Luft auf wie Feinstaub oder Stickoxide.
- Sie tragen zur Verbesserung der Luftqualität bei, besonders in städtischen Gebieten.
- Einige Moosarten können sogar Kohlenstoff binden, was sich positiv auf den Klimaschutz auswirkt.
- Bedeutung für das Gleichgewicht des Ökosystems
- Moose sind ein wichtiger Bestanteil in Wäldern, Feuchtgebieten und Mooren.
- In Mooren bildet das Torfmoos die Grundlage für eine Speicherung von Kohlenstoff und das über Jahrtausende – ein wichtiger Faktor für das Weltklima.
- Aber auch in kleinen Gärten fördern Moose die ökologische Vielfalt und das natürliche Gleichgewicht.
Gründe, warum Sie Moos nicht entfernen sollten
Oftmals passiert es automatisch beim Unkrautjäten – wenn Moose gesichtet werden, werden sie herausgerupft. Doch das ist nicht nötig, denn Moose bieten viele Vorteile im Garten.
- Moose sind pflegeleicht und robust: Sie brauchen keinen Dünger, Sie müssen nicht gemäht werden und auch das regelmäßige Gießen entfällt. Sie wachsen dort, wo oft nichts wächst, nämlich in schattigen, feuchten und nährstoffarmen Bereichen. Und selbst kahle, unansehnliche Bereiche können mit Moos begrünt und verschönert werden.
- Moose unterstützen die Artenvielfalt: Als Lebensraum und Rückzugsort für viele kleinen Tiere sorgen Moose für ein natürliches Gleichgewicht – wichtig für einen ökologischen und gesunden Lebensraum.
- Moose verbessern das Boden- und Luftklima: Wie oben bereits erwähnt, wirken Moose wie ein natürlicher Bodenschutz und können auch Schadstoffe aus der Luft filtern.
- Moose sind ein Zeichen natürlicher Balance: Wo Moose wachsen, herrschen natürliche, wenige gestörte Bedingungen – das ist ein Indikator für gesunde, biologische Kreisläufe. Anstatt Moose als Unkraut zu sehen, sollten Sie es als Hinweis nutzen: Vielleicht braucht der Boden dort keine Korrektur, sondern einfach nur Ruhe.
- Moose haben ästhetische und gestalterische Qualitäten: In japanischen Gärten ist Moos ein bewusst eingesetztes Gestaltungselement. Es strahlt Ruhe, Harmonie und zeitlose Schönheit aus. Auch in europäischen Gärten sorgt es für natürliche, weiche Übergänge und ein angenehmes, grünes Flair.
Wo Moose nichts zu suchen haben
Es gibt aber natürlich auch Bereiche im Garten, in denen Moose eher ungünstig sind und wo Sie sie getrost entfernen können.
- Auf Wegen, Terrassen und Treppen
Besonders auf Stein, Holz, Treppen oder Pflasterflächen können Moose für eine erhöhte Rutschgefahr sorgen. Wenn Moose zwischen Pflasterfugen wachsen, sind sie schwer zu kontrollieren und können auch das Durchwachsen anderer Wildkräuter fördern.
- In einem trittfesten und dichten Rasen
Sie wollen einen englischen Rasen? Dann sind Moose dort verpönt! Wenn sich Moose im Rasen breitmachen, ist das ein Zeichen für Nährstoffmangel, Staunässe, einem zu kurzen Schnitt oder der Rasen liegt im Schatten. Im Laufe der Zeit verdrängt Moos das Gras und macht die Fläche weicher und weniger belastbar – das ist nicht ideal zum Spielen oder darauf Liegen.
- In Beeten mit empfindlichen Kulturpflanzen
Das Moos selbst ist zwar harmlos, kann empfindlichen oder auch jungen und kleinen Pflanzen zusetzen. Die Gründe: Die Oberfläche wird versiegelt, Wasser gelangt schlechter an die Wurzeln. Es entsteht eine Konkurrenz um Licht und Luftfeuchtigkeit. Auch in Gemüse- und Kräuterbeeten sind Moose nicht ideal, da dort der Boden locker, durchlässig und gut durchlüftet sein sollte.
- An Hausfassaden, Dachrinnen und auf Dächern
Verlassen wir den Garten und sehen uns Häuser, Garagen oder Gartenhäuschen an. Moose, die dort auf Dächern wachsen, können Wasser stauen, Dachziegel anheben und die Lebensdauer von Abdichtungen verkürzen. An Dachrinnen kann es zu Verstopfungen kommen und an schattigen Hauswänden kann Moos auf feuchte Stellen hinweisen.