Berberitzen sind gar nicht so selten und werden oft als solitär stehende Büsche oder als Hecke angepflanzt. Im Sommer recht unscheinbar, bilden sie bis zum Herbst kleine rote Früchte aus, die die Größe von Rosinen haben. Und genau diese Früchte haben es in sich. Denn anders als man annehmen könnte, sind diese Früchte nicht nur für Vögel ein gefundenes Fressen, sondern können auch von uns Menschen verzehrt werden. Die Berberitze gehört zu den alten Obstsorten, die immer mehr in Vergessenheit geraten. Deswegen möchten wir sie Ihnen heute vorstellen.
Berberitze – ein Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Berberis vulgars
- Alternative Namen: Gewöhnliche Berberitze, Echte Berberitze, Sauerdorn, Essigbeere, Dreidorn, Barschdorn
- Familie: Berberitzengewächse
- Herkunft: Europa, Westasien, Nordafrika
- Früchte: kleine, längliche, leuchtend rote Beeren mit säuerlichem Geschmack
- Wuchshöhe: je nach Standort zwischen 1 und 3 Metern
- Blütezeit: Mai bis Juni
- Erntezeit: September bis Oktober
- Selbstbefruchtend
- winterhart
Was sind Berberitzen?
Die Gewöhnliche Berberitze ist der bekannteste Vertreter der Berberitzengewächse. Der Strauch wird auch als Sauerdorn bezeichnet – hier liegt die Vermutung nahe, dass er mit dem Sanddorn – der ebenfalls kleine, wenn auch orangefarbene Früchte entwickelt – verwandt ist. Dies ist aber nicht der Fall, denn beide gehören unterschiedlichen Pflanzenfamilien an.
Berberitzen wachsen als kompakter Strauch und haben Dornen. Im Frühling erscheinen gelbe Blüten, die sich in hängenden Trauben zeigen und schon zu Beginn der Saison den Busch optisch aufwerten. Die Blüten duften zudem sehr angenehm und sind für Insekten sehr wertvoll. Bis zum Herbst bildet die Pflanze dann die typischen, rot leuchtenden Beeren aus, die oval und rund 1 Zentimeter groß sind. Der Geschmack ist säuerlich und erinnert nicht selten an den Geschmack von Essig.
Interessant ist, dass alle Teile des Strauches giftig sind, lediglich die Beeren kann man essen. Wenngleich diese im rohen Zustand Alkaloide enthalten, sodass man sie nur getrocknet oder gekocht verwenden sollte.
Berberitze – ein Blick in die Geschichte
Die Berberitze ist eine der ältesten kultivierten Wildobstarten in Europa und hat natürlich eine lange und interessante Geschichte. So wurden die Beeren bereits in der Antike aufgrund ihrer medizinischen Wirkung geschätzt. So wurden die Beeren aber auch die Wurzelrinde bei Fieber, Leber- und Magen-Darm-Erkrankungen verwendet. Im Mittelalter gewann man aus der Rinde das gelbe Alkaloid Berberin, das als Antiseptikum und gegen Infektionen eingesetzt wurde. Und auch als Färbemittel waren Berberitzen früher bekannt, denn die Rinde und die Wurzeln lieferten gelbe Farbtöne für Textilien und Leder.
Neben der medizinischen Verwendung nutzte man Berberitzen natürlich auch als Obst. Damals galten die Beeren als „Arme-Leute-Zitrone“. Die Früchte lieferten in der kalten Jahreszeit das nötige Vitamin C. Vor allem in ländlichen Regionen verarbeitete man Berberitzen zu Marmelade, Gelee, Sirup, Essig und Würzmitteln.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde die Berberitze in Mitteleuropa bewusst entfernt, da sie ein Zwischenwirt der gefürchteten Pilzkrankheit „Getreiderost“ war. Somit verlor sie immer mehr an Bedeutung in unseren Regionen. Anders sah und sieht es etwa in Osteuropa, in Persien und in Teilen Asiens aus, wo sie bis heute als getrocknete Beere eine Delikatesse ist.
Die Berberitze im eigenen Garten
Appetit bekommen? Dann holen Sie sich eine Berberitze doch in den eigenen Garten und ernten Sie im Herbst leckere Beeren. Damit sind Sie dann übrigens nicht alleine, denn in den letzten Jahren erlebt der Strauch eine Renaissance. Die Menschen wollen immer öfter neben einem naturnahen Garten auch alte Obstsorten und Wildobst „wiederbeleben“. Und selbst wenn Sie gar nichts ernten möchten, ist der Stauch nicht nur ein hübscher Blickfang, sondern sehr wertvoll für Vögel und Insekten.
Standort
Die Berberitze wächst sowohl in der Sonne, als auch im Halbschatten. Möchten Sie mehr Blüten und folglich mehr Beeren, dann ist ein sonniger Standort wichtig. Da der Strauch sehr windfest und robust ist, kann er nicht nur solitär stehen, sondern kommt auch mit windigen Böschungen zurecht und sieht sehr gut als Heckenbepflanzung aus. Der pflegeleichte Busch ist selbst in städtischen Gebieten gerne gesehen und wird nicht selten in öffentlichen Räumen gepflanzt, da er sehr abgasresistent ist.
Boden
An den Boden stellt die Berberitze kaum Ansprüche, sie kommt mit fast allen Gartenböden zurecht. Ideal ist ein lockerer und durchlässiger Boden, der leicht kalkhaltig ist. Wichtig ist jedoch ein guter Wasserabzug, da es bei Staunässe zu Wurzelfäule kommen kann.
Gießen
Sofern Ihre Berberitze noch jung ist, sollten Sie sie bis zur Einwurzelung gut und regelmäßig gießen, insbesondere in Trockenperioden. Ältere Pflanzen kommen gut mit trockenem Boden zurecht und brauchen nur bei langer Trockenheit Wasser. Wie schon erwähnt: Staunässe unbedingt vermeiden!
Düngen
Ältere Pflanzen benötigen in der Regel keinen Dünger. Es schadet aber nicht, wenn Sie im Frühling etwas Kompost oder organischen Dünger geben. Da Berberitzen auch im Topf gehalten werden können, sollten Sie die Pflanze einmal im Jahr – ebenfalls im Frühjahr – mit einem Langzeitdünger versorgen. Achten Sie darauf, nicht zu viel zu düngen, denn das kann auf Kosten der Fruchtbildung gehen.
Ernten
Die Erntezeit liegt bei Berberitzen in den Monaten September und Oktober. Wenn die Beeren vollrot und weich sind, können Sie sie ernten. Achtung: Ziehen Sie am besten Handschuhe über, denn die Büsche haben fiese Dornen, die zu Verletzungen führen könnten.
Ernten können Sie bei kleineren Mengen die einzelnen Beeren, indem Sie sie vorsichtig abzupfen. Werden größere Mengen benötigt, dann empfehlen wir ganze Beerentrauben mit der Schere zu entfernen. In der Küche werden sie dann entstielt.
Vermehrung
Drei Möglichkeiten gibt es, um Berberitzen zu vermehren, wobei zwei relativ einfach sind. Die Vermehrung durch Samen ist allerdings recht langwierig und möglicherweise nicht immer erfolgreich.
- Stecklinge
- Für Stecklinge sind nur gesunde und halbverholzte Triebe geeignet. Schneiden Sie direkt unter einem Blattknoten 10 bis 15 Zentimeter lange Stücke ab.
- Entfernen Sie die unteren Blätter und belassen Sie oben 2 bis 3 Stück.
- Nun kommen die Stecklinge in Anzuchterde oder in ein Sand-Erde-Gemisch.
- Das Substrat in der Folge feucht halten, den Steckling hell und warm stellen.
- Um die Luftfeuchtigkeit hoch zu halten, können Sie über den Steckling eine Plastikhaube mit Luftlöchern geben oder ihn in ein Mini-Gewächshaus stellen. Lüften Sie aber von Zeit zu Zeit, um Schimmel zu vermeiden.
- Nach 6 bis 8 Wochen sollten sich Wurzeln gebildet haben. Gießen Sie weiter aber moderat und pflanzen Sie die Jung-Berberitze im nächsten Frühjahr an den gewünschten Standort.
- Absenker
- Sehr einfach ist auch die Vermehrung durch Absenker. Wählen Sie hierzu einen bodennahen, langen und biegsamen Trieb.
- Kratzen Sie die Rinde leicht an einer Stelle an und biegen Sie diese zur Erde hin. Der Trieb sollte nun am Boden fixiert werden, etwa durch einen Haken oder einen Stein.
- Die Stelle wird nun mit Erde bedeckt und in der Folge feucht gehalten.
- Nach einigen Monaten (meist im Frühjahr) hat sich ein Wurzelballen gebildet. Sie können die neue Pflanze von der Mutterpflanze abtrennen und den Jungstrauch an eine andere Stelle pflanzen.
- Aussaat
- Nach der Ernte können Sie einige Beeren für eine Aussaat verwenden. Dazu wird das Fruchtfleisch entfernt, die Samen freigelegt und gewaschen.
- Die Samen sollten nun stratifiziert werden, das heißt, bei ca. 4 Grad für 2 bis 3 Monate in feuchtem Sand im Kühlschrank deponieren.
- Ab März kommen die Samen dann in Anzuchterde und werden leicht bedeckt.
- Kühl aber hell stellen, leicht feucht halten – die Keimung kann mehrere Wochen dauern.
- Wenn die Pflanzen wachsen, diese pikieren und bei ausreichender Größe ins Freiland setzen. Bis zur Fruchtreife kann es bei dieser Methode bis zu 4 Jahre dauern.
Es ist auch möglich, Berberitzen zu teilen. Dies empfiehlt sich aber nur bei stark wachsenden Arten und mehrtriebigen Pflanzen. In diesem Fall kann der Wurzelballen mit einem Spaten oder Messer zerteilt werden.
Schnitt
Ein Rückschnitt der Berberitze ist nicht zwingend nötig, aber zur Auslichtung, als Formschnitt oder um die Pflanzen in Heckenform zu bringen, möglich. Der beste Zeitpunkt dafür ist direkt nach der Ernte oder im Spätwinter, allerdings muss das Wetter dann frostfrei sein. Beim Schnitt ist nichts zu beachten, selbst einen radikalen Rückschnitt verträgt die Berberitze und treibt danach wieder zuverlässig aus. Achten Sie unbedingt auf die Dornen und tragen Sie feste Gartenhandschuhe!
Sonstige Pflegemaßnahmen
- Um den Boden feucht zu halten und Unkraut zu unterdrücken, kann eine Mulchschicht hilfreich sein.
- Ein Winterschutz ist nicht nötig, da die Berberitze bis zu Temperaturen von -20 Grad und darunter winterhart ist.
- Bei Getreideanbau in der Nähe sollte man vorsichtig sein, denn der Getreiderostpilz kann von der Berberitze übertragen werden. In Privatgärten ist dies heutzutage aber kaum ein Problem.
Berberitze – Krankheiten und Schädlinge
Zwar ist die Berberitze eine sehr robuste und widerstandsfähige Pflanze, dennoch kann sie gelegentlich von Krankheiten oder Schädlingen befallen werden. Vor allem dann, wenn die Bedingungen (zu nass, keine Luftzirkulation, schwache Pflanzen) ungünstig sind.
Krankheiten
- Getreideschwarzrost: Berberitzen sind Zwischenwirte für den Pilz, der bei Weizen und anderen Getreidesorten Schaden anrichtet. Die Symptome bei Berberitzen zeigen sich durch gelbe Flecken auf den Blättern und später durch schwarze Pusteln auf den Blattunterseiten. Maßnahmen sind nicht nötig, da die Pilzkrankheit für Zierberberitzen nicht schädlich ist.
- Echter Mehltau: Es zeigt sich der bekannte weiße, mehlige Belag auf den Blattoberseiten. Später kann das Laub welken und abfallen. Der Echte Mehltau tritt besonders bei trockenem und warmem Wetter und hoher Luftfeuchtigkeit auf. Stark befallene Pflanzenteile sollten entfernt werden. Achten Sie auf eine gute Luftzirkulation und lichten Sie gegebenenfalls aus. Ansonsten ist Mehltau für Berberitzen nicht allzu schädlich.
- Blattfleckenkrankheit: Diese Krankheit bildet braune bis schwarze Flecken auf den Blättern, manchmal mit einem hellen Rand. Wichtig ist, dass Sie die Pflanze nie von oben gießen sollten. Befallene Blätter werden entfernt und auch das Herbstlaub gründlich beseitigt.
Schädlinge
- Blattläuse: Treten gekräuselte Blätter auf, die mit klebrigem Honigtau versehen sind, sind wohl Blattläuse am Werk. Spülen Sie die Pflanze mit einem Wasserstrahl ab, so entfernen Sie bereits eine große Menge der Läuse. Nützlich sind Brennnesselsud oder Neemöl und die Förderung von Nützlingen wie Marienkäfer.
- Berberitzenblattwespe: Gefährlich sind die Larven der Insekten, die skelettierten Blätter zurücklassen, an denen nur noch die Blattadern zu sehen sind. Maßnahmen: Sammeln Sie die Larven ab und schneiden Sie befallene Triebe zurück.
- Spinnmilben: Sehr selten können Spinnmilben auftreten, die feine Gespinste und gelbe Sprenkel auf den Blättern hinterlassen. Erhöhen Sie in diesem Fall die Feuchtigkeit und duschen Sie die Berberitze mit Wasser ab.
Vorbeugen ist immer das beste Mittel. Daher: luftig, sonnig und nicht zu nass stellen. Nicht überdüngen und regelmäßig auslichten. Laub im Herbst immer entfernen und nicht kompostieren. Und auf pilzresistente Sorten wie etwa Berberis thunbergii zurückgreifen.