Braune Flecken zuerst auf den Blättern, später auch auf den Früchten – wer Tomaten anbaut, der fürchtet die Kraut- und Braunfäule, denn sie kann ganze Ernten vernichten. Besonders in regenreichen, kühlen Sommern kann die Krankheit, die zu den häufigsten bei Tomatenpflanzen gehört, zu einem massiven Problem werden. Wir zeigen Ihnen, wie sich die Krankheit äußert und was Sie dagegen tun können.
Phytophthora infestans macht Tomaten krank
Der Pilz, der für die Kraut- und Braunfäule verantwortlich ist, heißt Phytophthora infestans. Er gehört zu den sogenannten Oomyceten, auch Eipilze genannt. Diese pilzähnlichen Mikroorganismen befallen Pflanzen und zerstören das Gewebe, von dem sie sich ernähren. Insbesondere auf Nachtschattengewächsen wie Paprika und Tomaten, aber auch auf Kartoffeln ist dieser Pilz zu finden. Bei Kartoffeln befällt er allerdings die Knolle, weswegen die Krankheit Kraut- und Knollenfäule genannt wird.
Der Pilz verbreitet sich durch Wind und Wasser. Wenn die Sporen erst einmal an den Oberflächen der Pflanzen haften, gibt es kein Zurück mehr. Sie infizieren Stängel und Blätter, woraufhin Sporangien keimen und durch Mikroverletzungen in die Pflanze eindringen. Die Epidermis der Pflanze wird infiziert, wobei der Pilz Hyphen bildet, die sich in den Zwischenräumen der Pflanzenzellen ausbreiten, Nährstoffe aufnehmen und die Pflanze schwächen.
Im Winter kann der Pilz vor allem in Kartoffelknollen aber auch in Pflanzenresten in der Erde überdauern, was zu neuen Infektionen in der nächsten Wachstumsperiode führt. Besonders bei günstigen Umweltbedingungen kann sich der Pilz aufgrund der Bildung ungeschlechtlicher Sporangien rasch vermehren und ausbreiten.
Bei diesen Bedingungen fühlt sich der Pilz wohl
Es gibt einige Bedingungen, die Phytophthora infestans braucht, um Pflanzen befallen und sich ausbreiten zu können. Dazu gehören:
- Hohe Luftfeuchtigkeit: Ideal für die Keimung ist eine Luftfeuchte von über 80 %. Im Gewächshaus ist er daher ebenfalls anzutreffen, wie auch bei langanhaltendem Regen und bei Nebel.
- Temperaturen: Der Pilz bevorzugt einen Temperaturbereich zwischen 18 und 22 Grad. Die Sporangien keimen zwar bei Temperaturen zwischen 10 und 30 Grad, Zoosporen entstehen aber nur unterhalb von 22 Grad. Gebremst wird das Wachstum, wenn die Temperaturen unter 10 Grad fallen oder über 30 Grad steigen.
- Feuchtigkeit auf der Pflanzenoberfläche: Entscheidend ist Wasser, das sich auf Blättern und Stängeln befindet, da der Pilz nur so seine Zoosporen freisetzen kann. Dabei ist eine Blattnässe von 6 bis 10 Stunden erforderlich. Die Sporen schwimmen im Wasser, um so Spaltöffnungen oder Wunden erreichen zu können.
Wie Phytophthora infestans zu uns kam
Ursprünglich stammt der Pilz aus Mexiko, genauer aus den Hochländern der Region um das Tal von Toluca. Es existiert eine Vielzahl genetischer Varianten, wobei die dort vorkommende Wildkartoffel eine natürlich Resistenz entwickelt hat. Der Erreger gelangte vermutlich durch kontaminiertes Saatgut oder infizierte Kartoffelknollen während des globalen Handels im frühen 19. Jahrhundert nach Europa. Eine erste große Epidemie wurde 1845 dokumentiert, als sich Phytophthora infestans innerhalb weniger Jahre über zahlreiche Länder ausbreitete. Besonders getroffen hat es damals Irland. Während der Großen Hungersnot in den Jahren 1845 bis 1852 gab es zahlreiche Missernten. Verschärft wurden die Auswirkungen, da die Bevölkerung einen hohen Kartoffelverbrauch hatte und es nur eine einzige Sorte gab, die keine Resistenz gegen den Pilz vorweisen konnte.
Wie sich die Kraut- und Braunfäule äußert
Kommen wir aber nun dazu, wie Sie Kraut- und Braunfäule erkennen. Die Symptome zeigen sich an unterschiedlichen Pflanzenteilen und schreiten im Laufe der Zeit unvermindert fort.
Symptome an Blättern
Erste Anzeichen:
- Dunkelgrüne, wassergetränkte Flecken auf den Blättern, oft an den Rändern oder Spitzen.
- Die Flecken breiten sich schnell aus und färben sich in der Folge braun und schwarz.
Spätes Stadium:
- Die Flecken vergrößern sich, verschmelzen, die Blätter kräuseln sich und vertrocknen.
- Bei feuchtem Wetter bildet sich an der Unterseite der Blätter ein weißlicher, schimmelartiger Belag – dies sind die Sporangien des Pilzes.
Folgen:
- Die Pflanze kann keine Fotosynthese mehr durchführen, wir geschwächt und kann absterben.
Symptome an Stängeln
Befallene Bereiche:
- Braune oder schwarze Flecken und Streifen an den Stängeln.
- Diese Flecken wirken oft eingesunken und nekrotisch.
Folgen:
- Die Pflanze beginnt zu welken und stirbt ab.
Symptome an Früchten bei Tomaten
An den Früchten:
- Dunkelbraune bis schwarze Flecken, oft an der Fruchtbasis oder an verletzten Stellen.
- Die Flecken können sich vergrößern und mit der Zeit die gesamte Frucht bedecken.
Fruchtkonsistenz:
- Die Früchte werden weich, wassergetränkt und faulen.
Folgen:
- Die Tomaten sind ungenießbar und können die Krankheit auf benachbarte Pflanzen übertragen.
Symptome an Knollen bei Kartoffeln
An der Oberfläche:
- Dunkle, harte Flecken oder eingesunkene Stellen.
- Oft unregelmäßig geformt von braunem bis grauem Gewebe umgeben.
Im Innern:
- Beim Aufschneiden sind braune, trockenfaule Stellen sichtbar, die sich strahlenförmig ins Innere der Knolle ausbreiten.
- Die Knollen verlieren an Festigkeit und werden ungenießbar.
Folgen:
- Befallene Knollen verderben schnell, besonders unter feuchten Lagerbedingungen, da sekundäre Infektionen durch Bakterien oder andere Pilze folgen können.
Was Sie gegen die Kraut- und Braunfäule tun können
Zwar gibt es Fungizide, die gegen den Pilz Phytophthora infestans eingesetzt werden können, ob diese tatsächlich helfen, sei dahingestellt. Auch Hausmittel wie Knoblauchsud oder Brennnesseljauche werden zur Bekämpfung immer wieder genannt, diese sind unserer Meinung nach aber eher als Prävention geeignet, denn wenn die Pflanze einmal befallen ist, hilft meist nur eines: Die betroffenen Pflanzenteile sofort entsorgen.
Dazu schneiden Sie alle befallenen Stellen der Pflanze großzügig ab und entsorgen diese im Hausmüll. Keinesfalls auf den Kompost geben, da die Pilze dort überleben. Reinigen Sie nach dem Entfernen der Pflanzenteile die Gartengeräte gründlich oder desinfizieren Sie sie, damit sie keine Pilzsporen weiterverbreiten. Ist der Befall fortgeschritten, hilft leider nur eines: die komplette Pflanze entsorgen. Zum einen, weil die Krankheit nicht mehr aufgehalten werden kann und die Früchte bzw. Knollen ungenießbar werden, zum anderen, um eine weitere Ausbreitung auf andere Pflanzen zu verhindern.
Wie Sie der Kraut- und Braunfäule vorbeugen können
Es gibt einige Maßnahmen, die Sie präventiv einsetzen können, um Kraut- und Braunfäule zu verhindern:
- Achten Sie auf Fruchtwechsel und wählen Sie jährlich eine neue Anbaufläche für Nachtschattengewächse.
- Sorgen Sie für ausreichend Abstände zwischen den Pflanzen, damit diese gut belüftet werden.
- Vermeiden Sie Staunässe und gießen Sie die Pflanzen nur an der Basis, nicht über die Blätter.
- Wählen Sie krankheitsresistente Sorten.
- Decken Sie den Boden mit Stroh oder Mulch ab, um die Verbreitung von Sporen durch Spritzwasser zu minimieren.
- Kontrollieren Sie Ihre Pflanzen regelmäßig auf die oben genannten Symptome und reagieren Sie sofort, sofern Sie Krankheitsanzeichen feststellen.
Hausmittel zur Vorbeugung
Möchten Sie zusätzlich zu den genannten Maßnahmen etwas tun, können Hausmittel helfen. Sie können zum einen die Ausbreitung der Krankheit verlangsamen, zum anderen vor einem Befall schützen.
- Milch-Wasser-Lösung: Auf 1 Teil Milch kommen 9 Teile Wasser. Damit werden alle 2 bis 3 Tage Blätter und Stängel eingesprüht. Um Sonnenbrand zu vermeiden, sollte dies früh morgens oder abends geschehen.
- Knoblauchsud: 200 Gramm Knoblauch werden zerdrückt und mit 1 Liter Wasser aufgekocht. Nach dem Abkühlen abseihen und weitere 4 Liter Wasser dazugeben. Damit alle 3 bis 5 Tage die Pflanzen einsprühen.
- Backpulver-Lösung: 1 Teelöffel Backpulver, ein paar Tropfen Spülmittel und 1 Liter Wasser mischen und alle 2 bis 3 Tage damit die befallenen Pflanzen einsprühen.
- Brennnesselsud: 1 Kilo frische Brennnesseln in 10 Liter kaltem Wasser 24 Stunden ziehen lassen. Danach abseihen und unverdünnt auf die Pflanzen sprühen. Anwendung alle 5 bis 7 Tage wiederholen.
- Essig-Wasser-Mischung: Auf 1 Liter Wasser geben Sie 2 Esslöffel Essig und sprühen damit die Pflanzen sparsam ein, da sonst die Blätter verbrennen können. Bei empfindlichen Tomatensorten eher nicht anwenden.
- Zwiebelsud: 200 Gramm Zwiebeln kleinschneiden und in 2 Litern Wasser kochen. Nach dem Abkühlen und Abseihen auf die Pflanze sprühen und Prozedur alle 3 bis 5 Tage wiederholen.
- Schachtelhalm-Tee: Tee aus Schachtelhalm kochen und damit die Pflanzen einsprühen. Alle 5 bis 7 Tage die Prozedur wiederholen.
Auch eine Kombination von mehreren Hausmitteln, wie etwa Milchlösung und Knoblauchsud, kann angewendet werden und die Wirkung verbessern.