Es ist vollkommen gleich, ob Sie auf dem Land wohnen und einen schönen großen Garten Ihr Eigen nennen können oder ob Sie einen kleinen Garten hinter dem Haus, einen Schrebergarten oder gar einen Dachgarten haben. Das Gärtnern ist für viele Entspannung pur und genau deshalb gibt es zahlreiche Hobbygärtner in Deutschland. Kein Wunder, in der Natur können wir unsere Akkus auftanken, die Seele baumeln lassen und einfach nur relaxen. Allerdings ist in den letzten Jahrzehnten einiges schiefgelaufen in den deutschen Gärten. Pflanzen, die nicht heimisch sind, Exoten, die den Insekten und Vögeln keine Nahrung geben und invasive Sorgen zieren die Gärten. Für unsere Natur ist dies gar nicht gut. Das haben die meisten Hobbygärtner auch erkannt, setzen jetzt wieder auf heimische Pflanzen und legen ihre Gärten ökologisch und naturnah an. So haben nicht nur Sie etwas davon, sondern auch die Insekten, Kleintiere und Vögel werden es Ihnen danken. Worauf Sie bei einem naturnahen und ökologischen Garten achten müssen und welche Pflanzen perfekt dafür sind, erfahren Sie hier.
Die Kennzeichen eines ökologischen Gartens
Der ökologische Garten ist naturnah gestaltet und steht im Einklang mit der Umwelt. Er setzt auf Artenvielfalt und Nachhaltigkeit und auf den Verzicht von chemischen Hilfsmitteln wie Pestiziden, Herbiziden etc. Das Ziel eines ökologischen Gartens ist, ein stabiles und gesundes Ökosystem zu schaffen, von dem nicht nur Sie profitieren, sondern auch die Tiere und Pflanzen. Die Merkmale eines naturnahen Gartens sind:
- Heimische Pflanzen: Insbesondere heimischen Wildpflanzen sollten Sie dabei einen bevorzugten Platz einräumen, da diese eine hervorragende Nahrungsquelle für die Tiere sind. Darüber hinaus sind die Blüten nicht gefüllt und bieten daher Nektar und Pollen. Die gefüllten Blüten, die in der Regel angezüchtet sind, bieten den Insekten und Kleintieren hingegen kaum Pollen und Nektar.
- Naturnahe Strukturen: Achten Sie darauf, dass Sie naturnahe Strukturen in den Garten integrieren. Diese sollten Tiere und auch Pflanzenarten mehr oder weniger einladen, um sich anzusiedeln. Neben Steinhaufen können Sie Trockenmauern, Totholz sowie offene Wasserstellen bieten. Auch Bereiche mit Sand oder einem mageren Boden sind ideal als Rückzugsort sowie Nistplätze für die Tiere.
- Schützen Sie den Boden: Der Boden muss mit seinen Mikroorganismen geschützt werden. Denn er ist essenziell und sorgt dafür, dass der Boden locker ist, mit Nährstoffen versorgt wird und dann auch die Bakterien, die für Pflanzen wichtig sind, erhalten bleiben. Mulchen und eine Gründüngung sowie eine sehr minimalistische Bodenbearbeitung stehen hier an erster Stelle.
- Sammeln Sie Regenwasser: Nutzen Sie die Möglichkeit, Regentonne in Ihrem Garten aufzustellen, um das Regenwasser zu sammeln. Es ist deutlich mineralreicher und hat weniger Kalk als Leitungswasser. Somit ist es auch gesünder und besser für die Pflanzen.
- Legen Sie einen Komposthaufen an: Ein Komposthaufen ist für einen naturnahen Garten besonders wichtig, da Sie auf chemische Stoffe verzichten sollten. Mit Kompost können Sie düngen und so den Boden mit wichtigen Nährstoffen versorgen. Zudem können Sie Grünabfälle problemlos in den Komposter geben und müssen diese nicht in den städtischen Stellen abgeben. Äste hingegen können Sie häckseln und als Schutz auf die Beete geben.
- Verzicht auf Chemikalien: Verzichten Sie auf Chemikalien jeglicher Art. Weder Pflanzenschutzmittel noch Dünger, Torf oder auch andere synthetische Stoffe haben in einem ökologischen Garten nichts zu suchen.
- Verzichten Sie auf Beton, Plastik und Lichtquellen: In einem naturnahen, ökologischen Garten hat Beton oder Plastik nichts zu suchen. Nutzen Sie besser Gehwegplatten, legen Sie eine Terrasse aus Holz an oder nehmen Sie Steine, um eine Beet Begrenzung anzulegen. Auch auf Licht sollten Sie verzichten, es sei denn, es ist für die Sicherheit erforderlich.
- Vermeiden Sie Gartengeräte mit Motor: Ja, das ist nicht immer möglich, insbesondere dann nicht, wenn Sie einen großen Garten haben. Dennoch sollten Sie darauf achten, die motorbetriebenen Gartengeräte nur dann einzusetzen, wenn es auch wirklich notwendig ist. So können Sie die Kleinlebewesen schützen, indem Sie Lärm vermeiden.
Ein naturnaher Garten heißt auch weniger Arbeit
Legen Sie einen ökologischen Garten an, haben Sie aber mehr davon. Nicht nur die Tiere finden Nahrung und Unterschlupf, sondern auch Sie können die Seele baumeln lassen und sich einfach entspannen. Warum? Ganz einfach. Sie haben mit einem naturnahen Garten deutlich weniger Arbeit.
Lassen Sie das Unkraut bis nach der Blüte stehen
In der Natur jätet niemand Unkraut. Also warum sollten Sie es machen? Lassen Sie die Unkräuter ungehindert blühen, als Nahrung für Schmetterlinge, Bienen und andere Insekten. Allerdings sollten Sie dann zur Tat schreiten. Vor der Samenreifen ist dann aber doch das Jäten angesagt, damit sich die Unkräuter nicht ungehindert verbreiten können.
Verzichten Sie darauf, den Garten für den Winter sauber aufzuräumen
Darüber hinaus müssen Sie auch den Garten nicht auf den Winter vorbereiten. Lassen Sie die Stängel der verblühten Pflanzen stehen. Da sie hohl sind, können Kleinstlebewesen einen Unterschlupf darin finden. Auch die Blätter sollten sie nicht entsorgen, sondern besser zusammenrechen, um Igeln und anderen Tieren ein schönes Plätzchen für den Winterschlaf zu bieten. Erst im Frühling ist es an der Zeit, den Garten für den Sommer vorzubereiten.
Die Pflanzen sollten sich am besten selbst aussäen
In einem ökologischen Garten breiten sich die Pflanzen in der Regel selbst aus. Blühpflanzen, die sich versamen, werden sich immer den perfekten Platz aussuchen. Dort, wo sie sich wohlfühlen, werden sie auch keimen. Deshalb müssen Sie im Grunde gar nicht eingreifen. Sie werden erstaunt sein, wie viele verschiede Pflanzen sich auf mageren Böden richtig wohlfühlen. Daher sollten Sie diese Flächen nur zweimal im Jahr mähen.
Die Pflanzenvielfalt ist entscheidend
Viele der Gartentiere und Kleinstlebewesen sind auf ganz bestimmte Pflanzen angewiesen und kommen mit anderen nicht klar, da sie dort keine Nahrung finden. Deshalb ist es von großer Bedeutung, dass Sie eine sehr große Pflanzenvielfalt in Ihrem Garten haben, um so viele Tiere wie möglich anzuziehen und sie mit Nahrung zu versorgen.
Wasserläufe und kleine Teiche ziehen Amphibien an
Gleichzeitig ist auch ein Wasserlauf oder ein kleiner Teich ideal, um Amphibien anzuziehen und auch diesen einen Lebensraum zu bieten.
Keine Angst vor Trockenzeiten
In trockenen Zeiten müssen Sie sich um Ihre Kräuter keine Gedanken machen. Die meisten Kräuter lieben die Trockenheit und kommen dann, wenn es wieder genügend Wasser gibt, gleich doppelt und dreifach zum Vorschein. Trockenperioden begünstigen nämlich das Wachstum der Kräuter. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Vielzahl an Kräutern auch die Unkräuter nach und nach verdrängt.
Greifen Sie nicht übermäßig in den ökologischen Garten ein
Möchten Sie einen ökologischen Garten anlegen, bedenken Sie, dass Sie nicht übermäßig in den Garten eingreifen sollten. In der Natur ist auch niemand, der sich darum kümmert. Mit der richtigen Struktur schaffen Sie ein ausgewogenes und gesundes Ökosystem, in dem jeder Eingriff das System aus dem Gleichgewicht bringt.
Ökologischen Garten anlegen – diese Pflanzen sind wichtig
Wilde Malve (Malva sylvestris)
Die wilde Malve ist eine heimische Wildstaude, die mit hübschen zartvioletten Blüten punktet. Sie zieht Schmetterlinge und Bienen an und liebt einen sonnigen Standort wie auch nährstoffreiche Böden. Die Pflanze ist pflegeleicht, sät sich selbst aus und kann sogar als Tee aufgebrüht werden.
Wiesen-Salbei (Salvia pratensis)
Für Wildbienen ist der Wiesen-Salbei besonders wichtig, da er ein hochwertiger Nektarlieferant ist. Die tiefvioletten Blüten zeigen sich von Mai bis Juli. Die mehrjährige Pflanze liebe einen trockenen und sonnigen Standort. Sie ist ein Must-have für ökologische, naturnahe Beete, da sie sehr blütenreich ist und zur Artenvielfalt beiträgt.
Felsen Storchschnabel (Geranium macrorrhizum)
Der Bodendecker liebt einen halbschattigen bis schattigen Platz und ist sehr pflegeleicht. Da das Laub besonders angenehm duftet, zieht er viele Insekten an. Zudem unterdrückt der Felsen Storchschnabel das Wachstum von Unkraut und schützt den Boden gleichzeitig aus vor dem Austrocknen.
Kornblume (Centaurea cyanus)
Die wunderschöne und tiefblaue Kornblume ist ein Garant für eine bunte Blumenwiese, wenn der Boden durchlässig und der Standort sonnig ist. Auch wenn die Pflanzen nur einjährig sind, müssen Sie sich keine Gedanken machen, dass sie im nächsten Jahr nicht mehr zu sehen sind. Die Kornblume sät sich problemlos selbst aus. Die Blüten der Pflanzen sind eine wichtige Nahrungsquelle für Schmetterlinge und Wildbienen.
Weißdorn (Crataegus monogyna)
Der Weißdorn ist ein heimisches Gehölz und hat eine sehr hohe ökologische Bedeutung. Die Blüten bieten Insekten Nahrung, die roten Beeren im Herbst sind eine wichtige Nahrungsquelle bei Vögeln. Darüber hinaus fördert der Weißdorn die Biodiversität, ist pflegeleicht und als Heckenpflanze besonders gut geeignet.
Rainfarn (Tanacetum vulgare)
Rainfarn ist äußerst robust und hat hübsche gelbe Blüten, die zahlreiche Nützlinge anziehen. Die Pflanze ist darüber hinaus ein natürlicher Schutz gegen Schädlinge und kann sogar als Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen. In sonnigen und naturnahen Beeten ist der Rainfarn ein Muss. Auch als Insektenweide eignen sich die Pflanzen.
Schlüsselblume (Primula veris)
Die Schlüsselblume punktet mit ihren leuchtend gelben Blüten und ihrer frühen Blüte. Sie ist eine der ersten, die blüht und daher besonders wichtig für Insekten. Magere Böden wie auch sonnige und halbschattige Plätze bevorzugt die Pflanze. Sie ist außerdem eine hervorragende Pflanze in Blumenwiesen und Kräuterterrassen. Bedenken Sie aber, dass die Schlüsselblume unter Naturschutz steht.
Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)
Der schwarze Holunder ist nicht nur für Tiere perfekt. Auch Sie können davon profitieren und aus den Blüten Gelee oder Sirup herstellen. Die Blüten locken außerdem Bienen an und die Vögel bevorzugen die Beeren im Herbst. Der Strauch ist pflegeleicht und bevorzugt sonnige bis halbschattige Standorte.
Echte Kamille (Matricaria chamomilla)
Die Echte Kamille liebt sonnige Standorte und magere Böden. Die weißen Blüten duften sehr angenehm und ziehen daher auch zahlreiche Bienen an. Doch auch Sie können die Kamille nutzen, da sie ein wichtiges Heilkraut gegen Entzündungen ist und beruhigend wirkt.
Wilde Karde (Dipsacus fullonum)
Die Wilde Karte faszinierende Blütenstände, ist äußerst imposant, aber hat einen stacheligen Wuchs. Die Blüten ziehen Bienen in Scharen an und auch Vögel profitieren von der Pflanze, da sie die getrockneten Samenstände als Futter lieben. Die Wilde Karde bringt Struktur in Wildstaudenbeete und liebt sonnige Standorte. Sie sollte in keinem ökologischen Garten fehlen.
Fazit
Wenn Sie einen Naturgarten anlegen möchten, sind dies die wichtigsten Merkmale. Auch wenn es jetzt viel klingt, ist es gar nicht so schlimm, wie es sich anhört. Mit wenigen Handgriffen haben auch Sie aus Ihrem Garten einen ökologischen Garten gestaltet und tun etwas für sich und die Umwelt. Die Kräuter und Wildpflanzen haben oftmals eine heilende Wirkung, weshalb Sie so auch gleich Ihre Hausapotheke aufstocken. Mit der Pflanzenauswahl tragen Sie darüber hinaus zur Artenvielfalt bei und können sich einfach in den Garten setzen, Tiere beobachten und entspannen. Gartenarbeit ist dann nur noch sehr wenig für Sie übrig.