Gemüse ist nicht gleich Gemüse. Die Ware aus dem Supermarkt ist meist wässrig und sagen wir mal geschmacksneutral. Dies kann jeder, der sein eigenes Gemüse anbaut, berichten. Doch wo sind eigentlich die besonders aromareichen Gemüsesorten aus Omas Garten abgeblieben? Sie mussten weichen und sind mit den Jahren immer mehr in Vergessenheit geraten. Bis jetzt. Denn so langsam, aber sicher kommen sie wieder zum Vorschein und das aus gutem Grund. Denn gerade die alten Sorten sind voller Aroma und haben noch richtig Geschmack. Dafür sind sie halt etwas anfälliger, was Krankheiten und Schädlinge angeht. Doch wer auf gute Nachbarn, einen optimalen Standort und eine gute Pflege achtet, wird auch mit den alten Gemüsesorten nur wenig Arbeit haben. Heute möchten wir Ihnen 10 fast vergessene Gemüsesorten vorstellen, die Sie auf jeden Fall kennen sollten.
Gelbe Bete (Beta vulgaris)
Gelbe Bete kann fast jeder. Doch wussten Sie, dass es auch gelbe Bete gibt? Es gibt die Bete auch in Weiß oder Rotweiß. Doch gerade die Gelbe Bete ist ein Hingucker auf jedem Teller. Sie hat einen ähnlichen Geschmack wie die Rote Bete, ist aber deutlich fruchtiger und nicht so herb. Darüber hinaus ist sie besonders gesund, da sie viel Eisen und auch Folsäure enthält. Zudem ist auch jede Menge Vitamin B in der farbenfrohen Bete enthalten. Aussäen können Sie die Rote oder Gelbe Bete ab Mitte April im Freiland, wo Sie sie dann im Juli oder August ernten können.
Blauer Schwede (Solanu ’Blue congo‘)
Der Blaue Schwede ist auch unter Blue Congo bekannt und es wird vermutet, dass diese Kartoffelsorte aus Südamerika stammt. Die Sorte ist, wie die Gelbe Bete ebenfalls ein Hingucker auf dem Teller, da die blau-lila Färbung besonders hervorsticht. Geschmacklich ist die vorwiegend festkochende Kartoffel leicht süßlich und kräftig. Sie kann mit Fleisch, Fisch wie auch jeder Gemüsesorte kombiniert werden. In Verbindung mit der Gelben Bete werden Sie auf jeden Fall einen sehr farbenfrohen Teller haben. Der Anbau des Blauen Schweden unterscheidet sich nicht von den anderen Sorten. Die Kartoffel sollte in 15 cm tiefe Löcher gesetzt werden. Der Abstand von 40 cm ist optimal. Die Aussaat erfolgt zwischen April und Mai und ernten können Sie den Blauen Schweden von Ende August bis September.
Stängelkohl (Brassica rapa var. Cymosa)
Der Stängelkohl hat einen Ursprung in Italien und ist ein Kohlgemüse, das vor allem für seine besonderen Reichtum an Vitaminen geschätzt wird. Die Blütenstände erinnern an Broccoli, wobei es sich eigentlich um eine Weiterentwicklung des Feldkohls handelt. Der Geschmack des Kohlgemüses ist leicht bitter. Einigen ist das Aroma daher zu streng, da der Stängelkohl auch stark nach Kohl riecht. Wer es etwas milder mag, sollte die noch geschlossenen Blütenknospen ernten, die im Geschmack nicht ganz so streng sind. Ins Freiland können Sie die jungen Pflanzen nach den Eisheiligen Mitte Mai setzen. Bis August können Sie ihn auch direkt aussäen, da Sie den Stängelkohl schon fünf bis sieben Wochen nach der Aussaat ernten können. Sobald die Pflanzen 20 bis 30 cm hoch sind, sind sie zur Ernte bereit.
Lila Karotte (Daucus carota)
Sie finden nicht nur die typischen orangen Karotten. Auch gelbe oder lila Karotten sind erhältlich. Insbesondere Letztere, die auch Schwarze Spanische genannt wird, zählt eher zu den alten Gemüsesorten, die sehr würzig schmeckt. Wenn auch Sie die alten Sorten anbauen möchten, müssen Sie darauf achten, dass auf den Saatpackungen nicht „F1-Hybride“ steht. Ob die typischen Karotten oder die bunten Sorten, sie werden nicht unterschiedlich angebaut. Der Anbau der Schwarzen Spanischen kann von Januar bis Juli erfolgen. Ab März kann sie dann auch im Freiland gesät werden. Die Ernte kann dann ab Mai erfolgen.
Ochsenherz Tomate (Lycopersicon Mill. esculentum Mill. Solanaceae)
Diese alte Tomatensorte, die auch unter dem Namen Coer de Boeuf bekannt ist, wird besonders groß und die Form wie auch das Volumen erinnern an ein Ochsenherz. Der Geschmack dieser einjährigen, aber frühen Sorte ist sehr aromatisch mit einer leicht süßlichen Note. Zudem ist die Tomate sehr saftig und perfekt für Salate, Soßen wie auch für ein einfaches Tomatenbrot geeignet. Die Aussaat erfolgt von Mitte bis Ende Februar. Geerntet werden kann die aromatische Fleischtomate von Juli bis Anfang Oktober. Wenn Sie sie gut pflegen, kann sie durchaus 500 Gramm auf die Waage bringen.
Erdbeerspinat (Chenopodium foliosum oder Blitum virgatu)
Erdbeerspinat wird auch gerne als Durchblätterter Gänsefuß bezeichnet, ist definitiv keine Kreuzung aus Erdbeeren und Spinat, auch wenn es sich vielleicht so anhört. Den schönen Namen verdankt er jedoch den kleinen roten Früchten, die das Kraut hervorbringt. Allerdings können die Früchte recht fad schmecken. Die Blätter ähneln dem Spinat nicht wirklich, sind aber äußerst schmackhaft und nährstoffreich. Der Erdbeerspinat war vor allem im 16. Jahrhundert sehr beliebt, da er sich deutlich leichter zubereiten lässt, als richtiger Spinat. Die Aussaat erfolgt zwischen März und Juni. Da der Erdbeerspinat ein Dunkelkeimer ist, sollten Sie 2 bis 3 cm Erde über die Samen geben. Ein Abstand von rund 30 cm ist optimal. Geerntet wird dann zwei bis drei Monate nach der Aussaat. Der perfekte Zeitpunkt der Ernte ist kurz vor der Blüte.
Schwarzwurzel (Scorzonera hispanica L.)
Die Schwarzwurzel ist der Spargel für Arme. Das hört sich zwar nicht nett an, ist aber eine umgangssprachliche Bezeichnung für die Wurzel. Dies hat aber seinen Grund. Die Schwarzwurzel erinnert nicht nur in der Form an Spargel, sondern auch geschmacklich. Beim Schälen der Schwarzwurzel kommt das weiße Fruchtfleisch zu Tage, das ähnlich wie Spargel, nur etwas milder, schmeckt. Säen können Sie das Wurzelgemüse schon Ende Februar ins Freiland. Die Ernte erfolgt dann Ende Oktober bis Anfang April. So haben Sie bis zur Spargelzeit auch im Herbst und Winter Nachschub.
Meerkohl (Crambe maritima)
Der Meerkohl gedeiht vor allem an den Küsten von Nordsee, Atlantik, dem Baltikum oder am Schwarzen Meer. Bekannt ist er in England unter Sekale und in Frankreich unter Chou marin. Die Niederländer nennen ihn einfach Zeekool. Da er in Deutschland kaum bekannt ist, werden Sie ihn nur im ausgewählten Saathandel finden. Geschmacklich erinnert der Meerkohl an eine Mischung aus Blumenkohl oder Brokkoli und Spargel. Dabei werden die Sprossen in Salzwasser gegart und mit Butter oder Sauce Hollandaise serviert. Meerkohl ist jedoch nicht ganz einfach. Sie müssen ihn in einen nicht ganz so schweren Boden mit vielen Nährstoffen säen. Zudem benötigt er, wie der Name schon sagt, Feuchtigkeit. Auch Sonne mag die Pflanze sehr gerne. Ernten können Sie ihn ab dem Frühjahr des dritten Jahres. Beachten Sie bitte, dass Sie den Meerkohl nicht in der freien Natur sammeln dürfen, da er unter Naturschutz steht! Saatgut oder auch Jungpflanzen finden Sie in jeder gut sortierten Gärtnerei.
Erdmandel (Cyperus esculentus)
Der Erdmandel ist vor allem in Spanien sehr beliebt. Hier finden sich auch zahlreiche alte Gemüsesorten, die nach wie vor angebaut werden. Die Erdmandel wird in Spanien zu einem erfrischenden Getränk verarbeitet, welches überall erhältlich ist. Horchata de Chufa finden Sie in jedem noch so kleinen Supermarkt. Die krautige Pflanze der Erdmandel sieht aus wie ein Ziergras. Die Erdmandeln hingegen, die süßlich, wie frische Mandeln schmeckt, finden Sie an den Rhizomen, die Speicherknollen anlegen. Diese braunen Speicherknollen, die so etwa die Größe einer Erdnuss haben, werden dann geerntet. Sie sind sehr gesund, da sie zahlreiche Kohlenhydrate und Ballaststoffe enthalten. Zudem fördern sie die Verdauung und sollten sogar vor Magen-Darm-Erkrankungen schützen. Ein weiterer großer Vorteil, den die Erdmandel hat, ist, dass sie eine perfekte Alternative für Menschen mit einer Nussallergie sind. Nüsse können Sie in einem Rezept problemlos mit der Erdmandel ersetzen. Ausgesät wird die Erdmandel von Februar bis März und im Spätherbst geerntet.
Natürlich fragen Sie sich jetzt, wie Sie die leckere Erdmandel zubereiten. Sie können Sie roh, gekocht oder auch geröstet verwenden. Sie sind als Gemüse, als Topping fürs Müsli oder auch als Brotaufstrich zu Mus vermahlen verzehrbar. Darüber hinaus sind sie die „Überlebensnahrung“ schlechthin, da bereits zwei Esslöffel Erdmandeln ausreichen, um den Körper mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen.
Haferwurzel (Tragopogon porrifoilius)
Die Haferwurzel, die auch Weißwurzel genannt wird, ist das Gegenstück zur Schwarzwurzel. Sie wird in unseren Breiten bereits seit dem 13. Jahrhundert kultiviert und wurde allerdings im 19. Jahrhundert von der Schwarzwurzel verdrängt. Dabei ist die Haferwurzel voller wichtiger Nährstoffe und schmeckt süßlich bis nussig-bittersüß. Bekannt ist sie in England als Oyster plant, da sie geschmacklich an Austern erinnert. Darüber hinaus ist sie auch eine tolle Zierpflanze, da sich im zweiten Jahr auffällige, purpurlila Blüten bilden, die schnell zum absoluten Blickfang werden. Ausgesät wird die Haferwurzel von März bis April. Ernten können Sie die Weißwurzel von Ende Oktober bis November. Dabei sind die bis zu 30 cm langen Wurzeln essbar, die in der Suppe, als Gemüse oder Püree verwendet werden können. Ab dem zweiten Jahr können Sie auch die Blätter und Stängel verwenden, die ebenfalls zahlreiche Vitamine enthalten.
Weitere alte Sorten
Es gibt noch viele weitere alte Gemüsesorten. Portulak zum Beispiel ist eher unscheinbar, hat es aber wirklich faustdick hinter den Ohren. Das nussige und frische Aroma ist perfekt für Salate oder als Gemüse. Darüber hinaus enthalten die Blätter Bitterstoffe, die der Leber bei der Entgiftung helfen. Auch Mangold taucht mittlerweile immer mehr in Supermärkten auf. Während beim Blattmangold nur die Blätter verarbeitet werden, können Sie beim Stielmangold auch die Stängel mitessen. Mangold hat einen ähnlichen Geschmack wie Spinat und wird auch so zubereitet. Pastinaken gab es viele Jahre nur für die Kleinsten im Gemüsegläschen. In der Gemüseabteilung hat man sie meist vergeblich gesucht. Auch das hat sich geändert. Pastinake war früher eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel, da das Wurzelgemüse voller Vitamin B und E ist.
Fazit
Immer mehr Menschen setzen auf die alten Sorten. Angefangen hat eigentlich alles mit den alten Obstsorten und alten Kartoffelsorten, als diese verboten werden sollten. Während in Spanien nach wie vor Topinambur, Pastinake, Mangold oder auch Erdmandeln, Steckrüben und Portulak in den Supermarktregalen zu finden sind, müssen Sie diese in Deutschland suchen. Derzeit hilft es tatsächlich nur, das alte Gemüse selbst anzubauen und so auf die aromatischen und guten Sorten zu setzen. Beachten Sie beim Anbau aber unbedingt die guten Nachbarn, damit sich Schädlinge und Krankheiten nicht breit machen und Sie diese mit den guten Nachbarn deutlich reduzieren können. Je besser die Nachbarn der Pflanzen sind, desto weniger Arbeit haben Sie mit der Pflege.