Wenn es draußen kalt wird, dann kommt die große Zeit der Schildläuse. Denn sie treten vor allem im Winter auf, wenn die Bedingungen für Pflanzen nicht optimal sind. Sie machen sich entweder auf Zimmerpflanzen oder auf Pflanzen, die für den Winter nach drinnen geholt werden, breit und saugen dort den Pflanzensaft. Wir zeigen Ihnen hier, wie Sie Schildläuse erkennen und wie Sie sie wieder loswerden.
Schildläuse – ein Steckbrief
Name: Schildlaus
Wissenschaftlicher Name: Coccoidea
Arten: ca. 3.000 bekannte, davon über 150 in Deutschland, darunter Deckelschildläuse, Napfschildläuse, Schmierläuse, Wollläuse, Höhlenschildläuse und auch Pockenläuse
Fortpflanzung: geschlechtlich und ungeschlechtlich
Lebenserwartung: wenige Stunden bis wenige Tage
Natürliche Feinde: Florfliegen, Schwebfliegen, Schlupfwespen, Raubwanzen, Gallmücken, Ohrwürmer, Vögel
Woran Sie Schildläuse erkennen
Die Größe von Schildläusen variiert zwischen 1 und 5 Millimetern – sie sind also mit dem bloßen Auge durchaus zu erkennen. Ein weiterer Vorteil, sie ausfindig zu machen ist, dass sie sich fest an die Pflanzen saugen und somit immer denselben Platz einnehmen. Das bedeutet, dass die erwachsenen Läuse unbeweglich sind, die Larven dagegen bewegen sich fort.
Die meisten Schildläuse sind rund oder oval, je nach Art sind sie flach oder haben eine leicht gewölbte Struktur, wobei sie auf dem Rücken einen Schutzpanzer tragen, der hart und wachsartig ist und sie gegen Umweltbedingungen und Gefahren schützt. Da es verschiedene Arten von Schildläusen gibt, unterscheiden sich diese auch in der Farbe. So können sie zum Beispiel weiß oder grau sein, wie etwa die Woll- oder Schmierläuse, sie können verschiedene Brauntöne haben, wozu die Napfschildläuse zählen, andere sind gelblich oder beige, ja sogar transparent können manche sein. Wenn Sie helle Punkte auf Ihren Pflanzen ausfindig machen, handelt es sich vermutlich um Eiablagen, davon kann eine einzige Laus bis zu 400 legen.
Welche Bedingungen Schildläuse bevorzugen
Nicht immer und nicht überall treten Schildläuse auf – nur wenn die Bedingungen stimmen, fühlen sie sich wohl. Folgende Faktoren begünstigen die Ausbreitung der Schädlinge, wobei in den meisten Fällen mehrere Faktoren zusammenkommen:
- Wärme und gleichmäßige Temperaturen
Liegen die Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad, mögen das die Schildläuse besonders. Im Freiland ist dies im Sommer der Fall, in Innenräumen dann, wenn diese beheizt sind.
- Trockene Luft
Schildläuse lieben eine niedrige Luftfeuchtigkeit – diese kommt oft im Winter vor, wenn die Räume beheizt werden. Daher befallen sie gerne Zimmerpflanzen oder Pflanzen, die die kalte Jahreszeit drinnen verbringen.
- Geschützte Standorte
Schildläuse bevorzugen Orte, die vor Regen, Wind und direkter Sonneneinstrahlung geschützt sind. Daher halten sie sich gerne in dichtem Blattwerk, auf Blattunterseiten oder an Stängeln, in der Nähe von Verzweigungen oder Knospen auf.
- Geschwächte oder gestresste Pflanzen
Anfälliger für Schildläuse sind Pflanzen, die etwa durch Staunässe oder Wassermangel gestresst sind und somit die Abwehr geschwächt sein kann. Auch ein Nährstoffmangel oder bereits erkrankte Pflanzen sind leichter angreifbar.
- Dichte Pflanzung
Werden Pflanzen in Gruppen gesetzt und wachsen sie besonders dicht, sind diese Pflanzen anfälliger, vor allem, weil die Schildläuse von einer zur anderen Pflanze wandern können. Hinzu kommt, dass die Luftzirkulation in solchen Gruppen meist unzureichend ist.
- Fehlen natürlicher Feinde
Gerade in Innenräumen oder Gewächshäusern sind natürliche Feinde wie Marienkäfer oder Schlupfwespen kaum oder gar nicht vorhanden, weswegen sich die Läuse dort ungestört vermehren können.
Wann Schildläuse auftreten und welche Pflanzen betroffen sind
Es gibt eigentlich keine bestimmten Zeiten, wann Schildläuse gehäuft auftreten – dies hängt immer mit den gerade genannten Bedingungen zusammen. So kommen sie beispielsweise in Innenräumen oder Gewächshäusern ganzjährig vor, wenn es dort warm und trocken ist. Gerade im Winter wenn geheizt wird, sind sie ein ungeliebter Gast. Im Freiland können sie aber auch im Frühling und Sommer vorkommen – wenn auch seltener.
Meist sind Schildläuse an verholzten Pflanzen anzutreffen oder dann, wenn sie viel Pflanzensaft und somit Nährstoffe geboten bekommen. Zu den bevorzugten Pflanzen zählen unter anderem:
- Ficus-Arten wie Gummibaum oder Benjamini
- Orchideen
- Palmen wie Kentia- oder Yucca-Palme
- Sukkulenten wie Kakteen oder Geldbaum
- Farne
- Rosen
- Oleander
- Hortensien
- Rhododendren
- Lavendel
- Obstbäume wie Apfel oder Zitrusfrüchte
- Beerensträucher wie Johannisbeeren oder Himbeeren
- Gemüse wie Tomaten oder Paprika
Wie Schildläuse den Pflanzen schaden
Da Schildläuse Pflanzen den Saft aussaugen werden diese dadurch erheblich geschwächt. Sie verlieren Nährstoffe und Wasser, wodurch es zur Schwächung der Pflanze kommt. Das Wachstum wird gehemmt, die Blätter können sich kräuseln und gelb werden. Bei einem starken Befall kann die Pflanze so großen Schaden nehmen, dass sie eingeht, gerade wenn es sich bereits um geschwächte oder um junge Pflanzen handelt. Doch das ist noch lange nicht alles, denn Schildläuse können weitere Schäden verursachen:
- Bildung von Honigtau
Nehmen Schildläuse Pflanzensaft auf, ist dieser immer mit Zucker versetzt. Den überschüssigen Zucker scheiden die Läuse aus, wir kennen ihn als klebrigen Honigtau. Damit werden Blätter und Stängel überzogen, wodurch die Fotosynthese behindert werden kann. Außerdem lockt Honigtau Ameisen an, die sich daran bedienen und gleichzeitig die Schildläuse schützen.
- Förderung von Rußtaupilzen
Der Honigtau bietet eine ideale Grundlage für das Wachstum von Rußtaupilzen. Dieser dunkle, rußige Belag auf den Blättern schwächt die Pflanze zusätzlich. Die Blätter können absterben, wenn der Befall zu stark wird.
- Sekundäre Infektionen
Die Einstichstellen, die Schildläuse hinterlassen, können Eintrittspforten für Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren sein.
- Rückgang der Erträge
Wenn Schildläuse Nutzpflanzen befallen, können die Erträge erheblich gemindert werden, da die Fruchtbildung zurückgeht oder sich Früchte deformieren.
Wie Schildläuse leben
Der Lebenszyklus von Schildläusen lässt sich in 4 Stadien einteilen:
Ei | Larve | Nymphe | Adulte Schildlaus |
Weibchen legen Eier unter ihren Schutzschild oder in wachsartigen Absonderungen. Abhängig von der Art können Weibchen bis zu 400 Eier legen. | Nach dem Schlüpfen sind die Larven, die auch Crawler genannt werden, mobil. Sie bewegen sich aktiv auf der Pflanze, um eine geeignete Saugstelle zu finden. | Nach dem Finden eines geeigneten Saugplatzes beginnen sie, Pflanzensäfte zu saugen und ihren Schutzschild zu bilden. In diesem Stadium werden sie als Nymphe bezeichnet. Sie sind ab diesem Zeitpunkt nicht mehr mobil. | Weibliche Schildläuse bleiben sesshaft und setzen ihre Energie in die Reproduktion. Männchen (wenn vorhanden) entwickeln Flügel und suchen Weibchen zur Paarung. Sie leben nur wenige Stunden bis Tage und nehme keine Nahrung zu sich. Manche Schildlausarten können sich auch ungeschlechtlich fortpflanzen und benötigen daher keine Männchen. |
Schildläuse können unter widrigen Bedingungen überleben. So überwintern – je nach Art – entweder als Ei, als Larve oder als erwachsenes Weibchen. Einige Arten schützen ihre Eier mit einem besonders dichten Schild oder mit wachsartigen Absonderungen.
Da Schildläuse sich ungeschlechtlich fortpflanzen können, macht sie das besonders erfolgreich bei der Besiedelung neuer Standorte. Sie sind zudem extrem anpassungsfähig und können sowohl in den Tropen vorkommen, wie auch in gemäßigten Zonen überleben.
Mit diesen Hausmitteln können Sie Schildläuse bekämpfen
Natürliche Feinde sind immer die beste Wahl, wenn es um die Bekämpfung von Schildläusen geht. Im Garten sollten diese gefördert werden, in Innenräumen sind natürliche Feinde eher selten anzutreffen. Dafür gibt es aber zahlreiche Hausmittel, um Schildläuse den Garaus zu machen.
- Mechanisches Entfernen
Ist der Befall noch nicht allzu hoch, können Sie die Schildläuse mit einem Wattestäbchen oder einer weichen Zahnbürste vorsichtig abkratzen.
- Seifenlösung
Sprühen Sie alle paar Tage die betroffenen Pflanzen mit einer Seifenlösung ein. Diese besteht aus 1 bis 2 Esslöffeln flüssiger Kernseife und 1 Liter lauwarmem Wasser. Lassen Sie die Mischung bis zu 2 Stunden einwirken und spülen Sie danach die Pflanze mit klarem Wasser ab.
- Spiritus
Durch die Verwendung von Spiritus wird die Schutzschicht der Schildläuse aufgelöst und sie werden abgetötet. Bei geringem Befall können Sie die Läuse mit einem Wattestäbchen betupfen, ansonsten mit einem Zerstäuber besprühen. Nehmen Sie dazu 1 Teil Spiritus auf 3 Teile Wasser und wiederholen Sie dies alle 2 bis 3 Tage.
- Pflanzenöl
Werden Pflanzenöle wie Rapsöl, Olivenöl oder Neemöl verwendet, verschließt dies die Atemöffnungen der Schildläuse. Sprühen Sie betroffene Stellen gründlich ein und waschen Sie alles nach rund 2 Stunden mit klarem Wasser ab. Wiederholen Sie die Prozedur alle 2 bis 3 Tage. Für die Mischung geben Sie auf 1 Liter Wasser 2 Esslöffel Öl und optional noch 1 Tropfen Spülmittel.
- Knoblauch- oder Zwiebeltee
Die natürlichen Insektizide, die in Knoblauch und Zwiebeln vorhanden sind, töten die Schildläuse ab. Brauen Sie einen Tee (1 Liter Wasser) aus 2 bis 3 zerdrückten Knoblauchzehen oder 1 gehackten Zwiebel und lassen Sie alles 15 Minuten ziehen. Nach dem Abseihen und Abkühlen die Pflanze damit einsprühen und dieses so lange wiederholen, bis die Tiere verschwunden sind.
- Essig
Die Säure des Essigs löst die Wachsschicht der Schildläuse auf. Mit einem Tuch oder Schwamm werden die Befallenen Stellen behandelt, anschließend mit klarem Wasser abgespült. Geben Sie auf 5 Teile Wasser 1 Teil Essig.
- Natron
Natron verändert den pH-Wert und macht die Umgebung für Schildläuse unbewohnbar. Die Lösung wird auf die betroffenen Pflanzen gesprüht und nach einigen Stunden wieder abgespült. Geben Sie auf 1 Liter Wasser 1 Teelöffel Natron und optional 1 Tropfen Spülmittel.
Schildläusen vorbeugen – 8 Maßnahmen die wirken
Mit der richtigen Vorbeugung treten Schildläuse gar nicht erst auf. Doch was tun? Wir haben 8 Ratschläge für Sie:
- Gesunde Pflanzenpflege
Sorgen Sie dafür, dass Ihre Pflanzen gesund und damit widerstandsfähig sind. Dies gelingt durch richtiges Gießen, regelmäßiges Düngen und ausreichend Licht sowie den richtigen Standort. Vermeiden Sie außerdem alles, was Stress für die Pflanze bedeuten kann, wie etwa Zugluft, zu trockene Luft oder extreme Temperaturschwankungen.
- Regelmäßige Kontrolle
Sehen Sie sich bei einer regelmäßigen Überprüfung ihrer Pflanzen vor allem die Blattunterseiten, die Stängel und die jungen Triebe an. Schreiten Sie bei einem Auffinden von Schildläusen sofort ein und warten Sie nicht ab.
- Luftfeuchtigkeit erhöhen
Da Schildläuse trockene Luft bevorzugen, sollten Sie in Räumen die Luftfeuchtigkeit erhöhen. Besprühen Sie zusätzlich die Pflanzen immer wieder mit Wasser und stellen Sie Wasserschalen auf. Achten Sie auch auf eine gute Belüftung und auf richtige Luftzirkulation.
- Neue Pflanzen in Quarantäne
Um sicherzustellen, dass Sie keine Schädlinge einschleppen, sollten Sie neue Pflanzen mindestens 2 Wochen von den bereits vorhandenen Pflanzen isolieren. Außerdem ist eine gründliche Kontrolle auch hier sehr wichtig.
- Natürliche Feinde fördern
Pflanzen Sie Blumen, die natürliche Feinde wie Marienkäfer, Florfliegen oder auch Schlupfwespen anziehen. Dazu gehören zum Beispiel Dill, Schafgarbe oder Ringelblumen.
- Blattpflege
Wischen Sie besonders bei Zimmerpflanzen die Blätter regelmäßig ab. Dies entfernt nicht nur den Staub, sondern auch mögliche Schildlauslarven. Größere Pflanzen oder Pflanzen mit kleinen Blättern können Sie auch gelegentlich mit lauwarmem Wasser abbrausen.
- Pflanzabstände beachten
Pflanzen Sie nicht zu dicht und achten Sie auf die empfohlenen Pflanzabstände. Bei Zierpflanzen sollten Sie überwachsene Bereiche zurückschneiden, um versteckte Schädlinge leichter zu erkennen.
- Regelmäßige Reinigung
Sorgen Sie für eine saubere Umgebung, indem Sie Töpfe, Untersetzer und Fensterbänke regelmäßig reinigen, um Nistmöglichkeiten für Schädlinge zu vermeiden. Entfernen Sie im Beet abgestorbene Pflanzenteile und halten Sie den Gartenbereich frei von Unkraut.
Schildläuse können auch nützlich sein
Wie jedes Tier, das von uns Menschen als Schädling betrachtet wird, haben Schildläuse ihren festen Platz im Ökosystem. So sind sie Nahrungsquelle für viele Insekten und Vögel und ein wichtiger Bestandteil der Nahrungskette. Auch gehen Sie eine Symbiose mit Ameisen ein, indem sie von ihnen geschützt werden, da sie Honigtau produzieren.
Die Lack-Schildlaus wird zur Produktion von Schellack genutzt, wozu die Tiere vor allem in Indien und Südostasien gezüchtet werden. Schellack ist ein natürliches Harz, das als Überzugsmittel in der Lebensmittelindustrie, etwa bei Obst oder Süßigkeiten, zum Einsatz kommt. Auch im Kunsthandwerk und in der Möbelpolitur ist Schellack zu finden. Es ist biologisch abbaubar und eine umweltfreundliche Alternative zu synthetischen Beschichtungen.
Die Cochenille-Schildlaus liefert den roten Farbstoff Karmin, auch als E 120 bekannt. Karmin kommt in der Lebensmittelindustrie als natürlicher Farbstoff beispielsweise für Joghurts und Süßigkeiten zum Einsatz, ist aber auch in der Kosmetikindustrie, zum Beispiel in Lippenstiften und Rouge zu finden.
Nicht zuletzt ist die Schildlaus Coccus in der Homöopathie ein wichtiger Bestandteil bei der Herstellung von Globuli. Eingesetzt werden die Mittel etwa bei Keuchhusten oder Asthma.